05.07.2024 05:51:53 - dpa-AFX: EM 2024: Viertelfinale in Berlin als türkisches Fußballfest

BERLIN (dpa-AFX) - Für die türkische Gemeinde in Berlin ist das
EM-Viertelfinale der Türkei gegen die Niederlande an diesem Samstag in der
deutschen Hauptstadt ein Fußballfest. "Berlin ist ja die größte Stadt außerhalb
der Türkei mit über 200.000 türkeistämmigen Menschen, deswegen freuen sich die
Leute natürlich", sagte Vorstandssprecher Safter Çinar vom Türkischen Bund in
Berlin-Brandenburg (TBB) der Deutschen Presse-Agentur: "Viele türkischen Cafés
und Restaurants, die bislang keinen Fernseher hatten, haben jetzt alle einen
installiert."

Dass durch den Wirbel um den Wolfsgruß-Jubel des türkischen Nationalspielers Merih Demiral der Sport in den Hintergrund geraten ist, sei "wirklich sehr
bedauerlich", meinte Çinar: "Was der Junge gemacht hat, ist natürlich Unsinn,
der wird auch sicherlich sanktioniert."

Es sei jedoch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) gewesen, die mit
Kritik an der Erkennungsgeste der "Grauen Wölfe", einer der größten
rechtsextremen Gruppen in Deutschland, den Vorfall auf die politische Ebene
gehoben habe. "Das war völlig überflüssig und hat die Atmosphäre vergiftet",
äußerte der TBB-Vorstandssprecher.

"Nonplusultra-Hochrisikospiel"

Ob und inwieweit der erwartete Besuch des türkischen Präsidenten Recep
Tayyip Erdogan beim Spiel am Samstag (21.00 Uhr/RTL/MagentaTV) im Olympiastadion
Einfluss auf die Stimmung hat, könne er nicht abschätzen, so Çinar. Er hoffe
aber, dass es vor, während und auch nach der Partie friedlich bleibe.

Das Viertelfinale sei ein "Nonplusultra-Hochrisikospiel", sagte Benjamin
Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, der Deutschen
Presse-Agentur: "Beim aktuellen Teilnehmerfeld gibt es keine brisantere Partie
als Niederlande gegen die Türkei in Berlin."

Aufgrund der großen türkischen Community in Berlin, die sich auch abseits
der Hotspots zum Fußballgucken und Feiern treffe, sei Unterstützung aus dem
Bundesgebiet angefragt worden. Rund 3000 Beamte dürften im Einsatz sein. Der
Erdogan-Besuch ändere wenig an den Personal-Planungen, so Jendro: "Wir rufen eh
schon alles in den Dienst, was laufen kann."/jso/DP/zb

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