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01.07.2024 10:29:20 - dpa-AFX: WDH/EM 2024/Rangnicks 'Heimspiel': Österreich will Geschichte schreiben

(Berichtigung: Sabitzer spielt bei Borussia Dortmund, 4. Absatz.)

LEIPZIG (dpa-AFX) - Der Ort könnte nicht besser sein für Ralf Rangnick: Im
Stadion seines größten Erfolgsprojekts kann der 66 Jahre alte Deutsche als
österreichischer Nationaltrainer Geschichte schreiben. Noch nie erreichte die
Auswahl des deutschen Nachbarlandes bei einer EM-Endrunde das Viertelfinale. Auf
den Spuren von Otto Rehhagel, der noch immer der einzige Trainer ist, der mit
einer anderen Nation den Titel holte, will sich Rangnick an diesem Dienstag
(21.00 Uhr/MagentaTV) in seiner einstigen fußballerischen Heimat Leipzig auch
von der Türkei nicht aufhalten lassen.

Nach Rang eins in einer Gruppe mit Vizeweltmeister Frankreich und den
Niederlanden ist die starke ÖFB-Auswahl kein Geheimfavorit mehr. "Für mich und
einige meiner Spieler ist es auch die Reise zurück in die alte Heimat, für zwei
sogar in die aktuelle", sagte Rangnick. Während seiner Zeit als großer Macher
und Vorantreiber bei RB konnte er von seiner Terrasse auf die Arena blicken.

Noch immer hat er eine Stiftung für Schulkinder in der sächsischen
Messestadt, deren Weg in die Bundesliga er mit RB maßgeblich geprägt hatte. Fast
schon "Heimspielcharakter" habe die Partie gegen die Türkei, sagte Rangnick, vor
allem auch wegen der kurzen Heimreise per Bus aus dem Teamquartier im Berliner
Grunewald.

Leipzig für viele ein bekanntes Pflaster

Konrad Laimer (Bayern München) und Marcel Sabitzer (Borussia Dortmund
), beide von Rangnick geholt, reiften in Leipzig zu
internationalen Spitzenspielern. Die aktuellen RB-Profis Nicolas Seiwald und
Christoph Baumgartner sind auf dem besten Weg dorthin. Wenn sich Xaver Schlager
nicht schwer am Knie verletzt hätte, wäre noch ein dritter Leipziger dabei.

Rangnick selbst war zwischen 2012 und 2019 in Leipzig in verschiedenen
Funktionen tätig, zweimal auch als Cheftrainer. In der Zeit gelangen der
Bundesliga-Aufstieg und mehrere Vize-Meisterschaften. Der 66-Jährige formte den
Fußball im Red-Bull-Kosmos: aggressiv, schnell, ohne Umwege nach vorn. Rangnick
konnte seine Vision vom Spiel lange ungestört umsetzen.

Nicht nur "Red-Bull-Fußball"

Beim ÖFB passt es auch deswegen so gut, weil viele Spieler das System eben
auch aus Salzburg kennen. Auf den Begriff "Red-Bull-Fußball" will sich Rangnick
jedoch nicht reduzieren lassen. "Das macht nicht wirklich Sinn, denn wir
investieren auch viel Zeit dafür, was wir mit dem Ball zu tun haben. Das, was
wir spielen, passt optimal zu den Spielern, und darum geht es im Endeffekt."

Die Österreicher haben auch reife Ballbesitz-Passagen im Angebot und doch
schocken sie Gegner gerne früh. Gegen Polen in der neunten, wenige Tage später
gegen Oranje in der sechsten Minute gelangen die Führungstreffer. Im Testspiel
gegen die Slowakei im März traf Baumgartner gar in der siebten Sekunde.

"Der Coach ist einfach ein Macher"

Spätestens seit dem berauschenden 3:2 gegen die Niederländer ist Rangnick in der Alpenrepublik auf dem Weg zum Lieblingsdeutschen. Seine Absage an die Bayern
vor der EM trug dazu einen gehörigen Teil bei.

Die Euphorie ist groß. Die ÖFB-Auswahl hat nur zwei der letzten 19 Spiele
verloren. Darunter war im März auch eine 6:1-Demonstration gegen die Türken.
"Wir werden uns davon nicht blenden lassen", versicherte Mittelfeldspieler
Florian Grillitsch, der auch ohne Red-Bull-Vergangenheit von Rangnick begeistert
ist.

"Der Coach ist einfach ein Macher", sagte der Profi von der TSG Hoffenheim - auch ein Club, dessen Erfolgsweg maßgeblich von Rangnick geprägt worden war.
"Wenn er sich etwas in den Kopf setzt oder will, dann nagt er so lange dran, bis
es so ist, wie er es will. Wir als Mannschaft sind sehr glücklich, dass wir ihn
haben", sagte Grillitsch.

Laimer möchte den Spielort nicht überbewerten und freut sich einfach auf ein EM-Achtelfinale: "Ich habe da viele gute und schöne Momente erlebt, doch für
dieses Spiel bringt mir das nichts." Bei Sabitzer gibt es nach den bitteren
Empfängen nach seinem Abgang vor drei Jahren dagegen einen eindeutigen Wunsch:
"Ich wurde dort immer ausgepfiffen und weiß eigentlich nicht, warum, weil ich
bei Leipzig immer meine Leistung gebracht habe. Doch jetzt werden sicher viele
Österreicher da sein, das wird für mich sicher positiver ausgehen."/dav/DP/men

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