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02.07.2024 16:16:37 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Italienischer Landwirt nach Tod von Erntehelfer verhaftet

ROM (dpa-AFX) - Nach dem Tod eines indischen Erntehelfers in Italien ist
dessen Arbeitgeber verhaftet worden. Dem Landwirt wird vorgeworfen, den 31 Jahre
alten Arbeiter nach einem Unfall auf einem Feld im Süden von Rom brutal
verbluten lassen zu haben.

Der Inder war im vergangenen Monat in eine Maschine geraten, die ihm den
rechten Arm abtrennte und die Beine zerquetschte. Der Landwirt soll ihn aber nur
zu seiner Behausung gefahren und ihn liegen gelassen haben, mit dem abgetrennten
Arm in einer Obstkiste daneben. Später erlag der Inder im Krankenhaus seinen
Verletzungen.

Die Ermittler wollen den 38 Jahre alten Italiener nach offiziellen Angaben
nun wegen vorsätzlicher Tötung vor Gericht bringen. Die Obduktion des Leichnams
hatte ergeben, dass der Inder an massivem Blutverlust starb. Vermutlich hätte er
gerettet werden können, wenn er sofort behandelt worden wäre. Im Haftbefehl ist
die Rede von "unmenschlichem Verhalten, das den grundlegendsten Werten der
Solidarität zuwiderläuft".

Der Fall löste große Empörung aus - auch, weil die Arbeitsbedingungen in
Italiens Landwirtschaft schon länger in der Kritik stehen. Nach Schätzungen sind
in dem EU-Land etwa 230.000 Menschen illegal beschäftigt - darunter sind auch
viele Migranten aus Ländern wie Indien oder Pakistan, die für Billigstlöhne
arbeiten.

Hinzu kam, dass der Besitzer des Betriebs, der Vater des Angeklagten, dem
Opfer eine Mitschuld an dem Unfall gab. Wörtlich sagte er im italienischen
Fernsehen: "Der Leichtsinn dieses Arbeiters kommt uns alle teuer zu stehen."

Inzwischen kam heraus, dass wegen der illegalen Anwerbung ausländischer
Billigkräfte gegen den Vater des Angeklagten bereits 2019 Ermittlungen
eingeleitet wurden. Die Arbeiter dort sollen einen Monatslohn von weniger als
200 Euro erhalten haben. Zudem waren die sanitären Einrichtungen nach
Feststellung der Behörden in erbärmlichem Zustand.

Der Umgang mit ausländischen Billigarbeitern hat inzwischen auch die Politik auf den Plan gerufen. Die rechte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni warf dem
Arbeitgeber eine "abscheuliche Haltung" vor. Staatspräsident Sergio Mattarella
kritisierte eine "Ausbeutung der Schwächsten und Wehrlosesten".

Ungewiss ist jedoch, ob der Fall konkrete Folgen in Form von strengeren
Regelungen haben wird. In Italien haben Regierungen der verschiedensten
politischen Zusammensetzungen früher schon Verbesserungen angekündigt, ohne dass
groß etwas geschah./cs/DP/jha

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