08.07.2024 05:47:36 - dpa-AFX: Deutsche Wirtschaft: Neue britische Regierung muss mehr investieren

LONDON (dpa-AFX) - Deutsche Wirtschaftsvertreter fordern die neue britische
Regierung zu grundlegenden Investitionen auf. "Wir hoffen sehr, dass die
Labour-Regierung von Premierminister Keir Starmer endlich die Infrastruktur
erweitert, die Ausbildung verbessert und die Bürokratie abbaut", sagte Bernd
Atenstaedt von der Interessenvertretung German Industry UK der Deutschen
Presse-Agentur in London. Der Chef der deutsch-britischen Außenhandelskammer
(AHK) in London, Ulrich Hoppe, sprach von einem Investitionsstau.

"Die Straßen sind völlig überlastet, Frachtverkehr auf der Schiene würde
helfen", sagte Atenstaedt. "Eine bessere Schulbildung und eine langfristige
duale Berufsausbildung sind absolut notwendig. Es fehlt an guten vor- und
ausgebildeten Mitarbeitern in der Wirtschaft, vor allem im Ingenieurbereich."

Großer Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel gehört einer AHK-Umfrage zufolge zu den größten
Herausforderungen deutscher Unternehmen in Großbritannien. "Die strikte
Einwanderungspolitik führt zu hohen Anforderungen an die
Dienstleistungserbringung und Mitarbeiterentsendung", kommentiert die
bundeseigene Gesellschaft Germany Trade and Invest in London.

Die sozialdemokratische Labour-Partei hatte die Parlamentswahl am Donnerstag klar gewonnen und die Konservative Partei abgelöst, die 14 Jahre lang regiert
hatte.

Wirtschaftsvertreter Atenstaedt fordert eine moderne, langfristige nationale Wirtschaftsstrategie für dringend notwendige Investitionen. "Das beinhaltet das
Freischalten von Innovation, eine verstärkte digitale Akzeptanz sowie
Automatisierung und Künstliche Intelligenz", sagte er.

Frage nach einer Vision für die Wirtschaft

Auch AHK-Chef Hoppe ruft die neue Regierung zu Investitionen auf. "Das Land
muss wieder einen richtigen Wachstumspfad einschlagen, auch gerade nach dem
Brexit", sagte er der dpa. Er verwies auf einen deutlichen Einbruch der
Wirtschaftskraft seit dem Austritt aus der EU. "Das geht im Endeffekt nur mit
Produktivitätswachstum." Zwar sei die britische Wirtschaft zuletzt leicht
gewachsen. Aber das Pro-Kopf-Einkommen stagniere.

Bei der neuen Regierung vermisst Hoppe eine wirtschaftliche Vision. "Es muss nach Brexit, nach der Pandemie einen Schub geben. Da müssen neue Ideen kommen.
Die sieht man im Moment nicht bei der Labour-Partei." Es sei fraglich, ob die
Sozialdemokraten den nötigen Mut finden, neue Dinge anzugehen./bvi/DP/zb

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH