10.07.2024 10:08:18 - dpa-AFX: ROUNDUP: VW senkt wegen Milliardenbelastung Prognose - Audi-Werk Brüssel vor Aus

WOLFSBURG (dpa-AFX) - Der Volkswagen -Konzern senkt wegen
milliardenschwerer Belastungen unter anderem bei seiner Premiumtochter Audi die
Ergebnisprognose für das laufende Jahr. Neben Problemen bei der Nachfrage nach
den in Brüssel von Audi gebauten Elektro-SUVs der Q8 e-tron-Modellfamilie kommen
den Konzern auch weitere Kosten wie etwa für den Personalabbau bei der Kernmarke
VW teuer zu stehen. So wird im Gesamtjahr nach Einschätzung der
Wolfsburger insgesamt weniger operatives Ergebnis übrig bleiben als bisher
veranschlagt. Auch die Dachholding Porsche SE der
Eigentümerfamilien Porsche und Piech rechnet in der Folge mit weniger Gewinn.
Die Aktien der Unternehmen fielen.

Die Volkswagen-Vorzüge notierten am Mittwochvormittag 2 Prozent im Minus.
Porsche-SE-Titel gaben moderat nach. Beide Werte sind im deutschen Leitindex Dax
notiert. Laufende Restrukturierungen brächten einen zusätzlichen
Aufwand in Höhe von 1,7 Milliarden Euro mit sich, schrieb Analyst George
Galliers von Goldman Sachs in seinem am Mittwoch vorliegenden Kommentar. Er
glaubt, dass die Ankündigung dennoch positiv ist. Sie signalisiere konkrete
Maßnahmen, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Autobauers zu
verbessern.

Bernstein-Analyst Stephen Reitman schrieb mit Blick auf die mögliche
Schließung des Audi-Werkes in Brüssel, dass jede Reduzierung der hohen
europäischen Kostenbasis von VW vom Markt allgemein begrüßt werden dürfte. Tim
Rokossa von der Deutschen Bank kommentierte, dass es bei den Wertberichtigungen
für die Fabrik wohl um Abfindungen für 3.000 Beschäftigte, die
Produktionsanlagen und das Werk selbst gehen werde. Da eine Schließung Zeit
benötige, dürften die damit verbundenen Kosten nicht so schnell Cash-wirksam
werden, so der Experte.

Volkswagen hatte am Dienstagabend überraschend mitgeteilt, dass 2024 statt
7,0 bis 7,5 Prozent vom Umsatz nun nur noch 6,5 bis 7,0 Prozent vom Umsatz als
operatives Ergebnis beim Volkswagen-Konzern hängenbleiben dürften. Den Konzern
träfen Belastungen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, darunter ohnehin bereits
eingeplante Rückstellungen für den Personalabbau bei der Kernmarke VW Pkw in
Höhe von 0,9 Milliarden Euro.

Die restlichen 1,7 Milliarden Euro fallen unter anderem für einen Umbau oder die Schließung des Betriebs im Audi-Werk Brüssel an. Die Nachfrage nach der dort
gebauten Q8-e-tron-Modellfamilie ist schwach. Audi will am Standort in der
belgischen Hauptstadt einen vorgeschriebenen Informations- und
Konsultationsprozess einleiten, in dem sozialverträgliche Lösungen mit den
Sozialpartnern gesucht würden. Unter anderem sei die Einstellung des Betriebs am
Standort möglich, falls keine anderen Lösungen gefunden würden.

Über die Probleme bei Audi hinaus würden verschiedene Sachverhalte ebenfalls auf den Gewinnen lasten, hieß es. Unter anderem seien dies Währungsverluste
wegen der Aufgabe der Geschäfte der Volkswagen Bank in Russland, aber auch die
geplante Schließung des Gasturbinengeschäfts der VW-Tochter MAN Energy
Solutions. Die Bundesregierung hatte den geplanten Verkauf des Geschäfts nach
China aus Sicherheitsgründen verboten.

Die Markengruppen Sport Luxury um den ebenfalls börsennotierten
Sportwagenbauer Porsche AG und der Lkw-Konzernbereich um die
Nutzfahrzeugholding Traton seien nicht von den Belastungen
betroffen, teilte Volkswagen weiter mit. Auch die Konzernprognose bezüglich der
üblichen Kennziffern neben der operativen Marge blieben bestehen. Bei den
Auslieferungen von Fahrzeugen rechnet VW demnach weiter mit einem Anstieg um bis
zu 3 Prozent und beim Umsatz mit einem Plus von bis zu 5 Prozent.

Volkswagen legt am 1. August Zahlen für das zweite Quartal vor. Die
Rückstellungen für Aufhebungsverträge in Höhe von 0,9 Milliarden Euro fallen
bereits in das zweite Jahresviertel. Die weiteren Belastungen würden
voraussichtlich im dritten Quartal verbucht.

Audi beschäftigt in Brüssel rund 3.000 Mitarbeiter. Die Ingolstädter
erwägen, dort die Produktion der Modelle Q8 e-tron und Q8 Sportback e-tron
vorzeitig einzustellen. Neben der schwachen Nachfrage gebe es strukturelle
Herausforderungen am Standort, die zu vergleichsweise hohen Produktionskosten
führten, hieß es von Audi. Aus dem VW-Konzernbetriebsrat wurde "eine
zukunftsfähige Perspektive für das Werk" und die Kollegen in Brüssel gefordert.
Dazu, wie lange der Prozess dauern könnte, äußerte sich Audi nicht.
Vergleichbare Fälle haben in der Vergangenheit aber Zeiträume von wenigen
Monaten bis zu fast einem Jahr in Anspruch genommen./men/ruc/he/nas/mis
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PORSCHE AUTOM.HLDG VZO PAH003 Frankfurt 41,790 26.07.24 19:47:54 +0,110 +0,26% 0,000 0,000 41,470 41,680

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