08.07.2024 21:09:06 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Özdemir wirbt für Stärken der ländlichen Räume

(Aktualisierung: weitere Äußerungen in Schwerin, 6. Abs.)

NEUSTADT-GLEWE/SCHWERIN (dpa-AFX) - Bundesagrarminister Cem Özdemir hat die
Bedeutung der ländlichen Regionen für die Wirtschaftskraft und den Zusammenhalt
in ganz Deutschland herausgestellt. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und
Energie wäre nicht möglich ohne die ländlichen Räume, sagte der Grünen-Politiker
in Neustadt-Glewe in Mecklenburg-Vorpommern zum Auftakt einer Sommertour.
Özdemir warb für Fortschritte beim Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse. "Da
liegt auch ein Schlüssel für die Frage: Halten wir das Land in der Mitte
stabil?"

Zu der Tour aufs Land startete der Minister kurz nach der schwierigen
Einigung der Ampel-Koalition für den Bundesetat 2025. Und dabei hatte er auch
ein besiegeltes Entlastungspaket für die Bauern, das die Regierung der empörten
Branche nach den Protesten gegen das Aus für Diesel-Vergünstigungen im Winter
versprochen hatte. Für Özdemir, der auch sonst viel in Regionen unterwegs ist,
ist die Sommerreise eine nächste Gelegenheit, Zeichen der Wertschätzung zu
setzen. "Wir haben sehr starke ländliche Räume, die unser Land stark machen",
machte er gleich zu Beginn klar.

Drohne vermisst Dächer

Dabei führen die Etappen nicht von Hof zu Hof, sondern sollen das breite
Spektrum des Landes ins Licht stellen. Zuerst besuchte der Minister einen
Handwerksbetrieb, der sich neben Dachdecken auf erneuerbare Energien
spezialisiert hat. Özdemir bekam eine Drohne gezeigt, die beim Vermessen von
Dächern für den Aufbau von Sonnenkollektoren hilft. Um Nachwuchs zu gewinnen,
bietet die Firma mit 27 Beschäftigten auch regelmäßig eine "Handwerkerschule"
zum Schnuppern für örtliche achte Klassen an, wie der Chef, Steffen Huber,
sagte. Das seien attraktive Arbeitsplätze, sagte Landesagrarminister Till
Backhaus (SPD), der mit dabei war.

Einige Autominuten weiter stoppte Özdemir bei einer Mosterei im Ort Kneese,
die in einem Hofladen Säfte, Eistees und andere Spezialitäten anbietet. Eine
hügelige Wiese mit verstreut stehenden Obstbäumen liegt direkt hinter dem
Gebäude. Das sei "ein fantastisches Revier für die Artenvielfalt", sagte der
Minister, der zugleich für die Bereitschaft warb, solche Produkte auch beim
Einkaufen wertzuschätzen.

Feuerwehrhaus für Zusammenhalt

Özdemir machte deutlich, dass Bund, Länder und Kommunen gefragt seien, für
attraktive Bedingungen und eine funktionierende Grundversorgung etwa bei
Gesundheit und Verkehr zu sorgen. "Auch ein Feuerwehrgerätehaus, auch eine
Sanierung einer Dorfkernmitte, ist eine Investition in den Zusammenhalt unseres
Landes", sagte er. "Wer das nicht kapiert, der kapiert nicht, wie Demokratie
funktioniert." Im Bundesetat bleibe ein wichtiges Förderinstrument für die
ländliche Entwicklung trotz Spardrucks "weitgehend ungeschoren", verkündete der
Minister.

Angesichts von verbreitetem Frust und einer polarisierten Stimmung auch auf
dem Land rief Özdemir dazu auf, einen Fehler nicht zu machen: Nämlich, dass man
die vielen Menschen, die hart arbeiten oder ehrenamtlich tätig sind, nicht mehr
höre - weil sie nicht fluchten und nicht aggressiv seien. Man müsse aber über
die normalen Menschen reden, sagte der Minister bei einem Leserforum der
"Schweriner Volkszeitung" am Abend. "In der Mitte ist immer noch die Mehrheit in
diesem Land."

Von diesem Dienstag bis Freitag führt Özdemirs Sommertour dann weiter nach
Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. In
ländlichen Regionen leben laut Ministerium 57 Prozent der deutschen Bevölkerung,
sie stehen für fast die Hälfte des Bruttosozialprodukts./sam/DP/he

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