05.06.2024 16:53:50 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Scholz fordert mehr Zusammenarbeit bei Rüstungsprojekten in Europa

(neu: Wirtschaftsminister Habeck)

BERLIN (dpa-AFX) - Zum Auftakt der Internationalen Luft- und
Raumfahrtausstellung (ILA) hat Bundeskanzler Olaf Scholz der Rüstungsindustrie
langfristige Unterstützung beim Aufbau ihrer Produktionskapazitäten zugesichert.
"Heute sehen wir klarer denn je, wie wichtig eine europäische und deutsche
Verteidigungsindustrie ist, die alle wichtigen Waffengattungen und die nötige
Munition kontinuierlich produzieren kann", sagte der SPD-Politiker am Mittwoch
auf dem Messegelände am Rande des Hauptstadtflughafens BER. Er kündigte die
Bestellung von 20 weiteren Kampfflugzeugen des Typs Eurofighter an.

Fachverbände der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik forderten
unterdessen, die Finanzierung der weiteren Ausrüstung der Bundeswehr über das
Jahr 2025 hinaus sicherzustellen. Das Bundeswehr-Sondervermögen in Höhe 100
Milliarden Euro reiche zur Deckung des Bedarfs bei Weitem nicht aus.

"Die 'Schere' zwischen aktueller mittelfristiger Finanzplanung und den real
von der Bundeswehr benötigten Mitteln öffnet sich bereits im Jahr 2025", warnten
die neun Verbände in einer Erklärung. Sie verwiesen auf die Forderung von
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), für das kommende Jahr zusätzliche
6,5 Milliarden Euro im regulären Verteidigungsetat bereitzustellen. Die
Unterzeichner forderten, dass der Bundeswehr die Mittel zugewiesen werden.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) stellte sich grundsätzlich hinter
die Forderung von Pistorius, dessen Argumentation ihm richtig erscheine. Wegen
laufender Beratungen wolle er nicht in Details gehen, "aber es ist richtig, dass
wir eine größere Wehrhaftigkeit brauchen. Wir müssen in unsere Sicherheit
investieren, sowohl für die Unterstützung der Ukraine, aber auch zum Schutz des
eigenen Landes", sagte Habeck auf der ILA. Das Hochlaufen der Industrie sei an
Aufträge gebunden, die auch finanziell hinterlegt werden müssten. Auch ihm habe
die Industrie gesagt, sie brauche "jedenfalls halbwegs garantierte
Abnahmebedingungen, um investieren zu können", so Habeck.

Die Politik in Deutschland habe um die Rüstungsbranche "in der Vergangenheit einen zu großen Bogen gemacht", sagte Scholz bei der Eröffnung. "Das ist vorbei.
Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hat ganz Deutschland
vor eine neue sicherheitspolitische Realität gestellt." Aus Zeitgründen würden
nun einige Waffensysteme auch von Partnern beschafft, die schon marktverfügbare
Produkte haben. "Auf manches können wir schlicht nicht warten. Schnelligkeit ist
aber nur ein wichtiger Aspekt", sagte Scholz. "Zugleich setze ich mich mit
Nachdruck für den Erhalt und den Ausbau von Produktionskapazitäten ein." Noch in
dieser Legislaturperiode würden 20 weitere Eurofighter bestellt, zusätzlich zu
den 38 Flugzeugen, die derzeit noch in der Pipeline seien.

Nötig sei eine engere Zusammenarbeit der europäischen Partner. "Wir können
es uns in Europa schlicht nicht mehr leisten, eine deutlich größere Zahl
konkurrierender Waffensysteme zu haben als etwa die USA", sagte der Kanzler
dazu. Es müsse weniger Systeme geben, in den sich Stärken der jeweiligen
Industrien widerspiegelten. Scholz sagte: "Dann erreichen wir auch die nötige
Interoperabilität zwischen Europas Streitkräften und höhere Stückzahlen." Er
wolle, dass die deutsche Industrie "ganz vorne mitspielt".

Die Industrie antworte auf die geopolitischen Herausforderungen dieser Zeit
mit Innovationen, sagte Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luft- und
Raumfahrtindustrie, Michael Schöllhorn, bei der Eröffnung der Messe. "Die zivile
Luftfahrt präsentiert Fortschritte bei der Nachhaltigkeit, die auch ein
Wettbewerbsvorteil werden." Die militärische Luftfahrt zeige die Systeme der
Zukunft. Und die Raumfahrt führe vor Augen, "wie Europa einen unabhängigen
Zugang zur Nutzung des Alls gewährleisten kann".

Doch die technologische Spitzenstellung Europas bei diesen Themen sei
umkämpft. "Die Branche steht auch unter Druck." Um bestehen zu können, brauche
man den richtigen politischen Rahmen. "Auch benötigen wir Planbarkeit beim
Verteidigungsbudget und letztlich auch Bestellungen, sonst brechen uns heute die
Mittelständler und die Zulieferer weg, dessen Kapazitäten und Fähigkeiten in
Zukunft entscheidend sein werden."

Auf der Leistungsschau der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie stellen von Mittwoch bis Sonntag rund 600 Aussteller aus 30 Ländern aus. Bis Freitag ist
die Messe nur für Fachpublikum geöffnet, am Samstag und Sonntag können auch alle
anderen Interessierten auf das Ausstellungsgelände kommen. Inhaltlich stehen vor
allem die nachhaltige Transformation der zivilen Luftfahrt sowie Verteidigungs-
und Sicherheitsthemen im Fokus.

Die Messe findet alle zwei Jahre statt. Seit April ist sicher, dass ihr
Austragungsort noch bis mindestens 2030 in Schönefeld bei Berlin bleiben wird.
Die Länder Berlin und Brandenburg beteiligen sich an den ILA-Messen 2026, 2028
und 2030 mit je 5,5 Millionen Euro./maa/DP/stw
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MTU AERO ENGINES NA O.N. A0D9PT Xetra 224,800 18.06.24 15:27:19 -0,200 -0,09% 224,700 224,900 227,000 225,000
LEONARDO S.P.A. EO 4,40 A0ETQX Frankfurt 22,420 18.06.24 10:04:59 +0,820 +3,80% 22,430 22,480 21,980 21,600
BAE SYSTEMS PLC LS-,025 866131 Xetra 16,030 18.06.24 15:26:18 +0,085 +0,53% 16,025 16,055 16,125 15,945
AIRBUS SE 938914 Xetra 147,900 18.06.24 15:28:04 +2,120 +1,45% 147,900 147,940 148,080 145,780
HENSOLDT AG INH O.N. HAG000 Xetra 33,960 18.06.24 15:19:28 +0,440 +1,31% 33,980 34,020 34,080 33,520

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