08.07.2024 10:35:22 - dpa-AFX: Bericht: Israelische Verhandler zu Gesprächen nach Kairo abgereist

TEL AVIV/KAIRO (dpa-AFX) - Eine israelische Verhandlungsdelegation ist einem
Medienbericht zufolge zu indirekten Gesprächen mit der islamistischen Hamas nach
Kairo abgereist. Sie werde von Ronen Bar, dem Leiter des Inlandsgeheimdienstes
Schin Bet, angeführt, berichtete das israelische Kan-Radio.

Die seit Monaten andauernden Gespräche, bei denen Ägypten, Katar und die USA vermitteln, zielen auf eine Waffenruhe im Gaza-Krieg sowie auf einen Austausch
von Geiseln in der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in
israelischen Gefängnissen ab. Die Vermittler bemühen sich derzeit um
Formulierungen, um die bestehende Kluft in strittigen Punkten zu überbrücken.

Die Hamas soll sich Berichten zufolge inzwischen flexibel zeigen und von
ihrer Kernforderung abgewichen sein, Israel müsse sich vorab zum Ende des Kriegs
verpflichten. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beharrt aber
grundsätzlich auf dem Recht Israels, die Kämpfe auch nach der Umsetzung eines
künftigen Deals fortzusetzen.

Am Sonntagabend ließ er sein Büro ein Dokument veröffentlichen, das
festhält: "Jedes Abkommen wird Israel erlauben, die Kämpfe wieder aufzunehmen,
bis alle Kriegsziele erreicht sind." Netanjahu versteht darunter die
vollständige Zerschlagung der Hamas als militärische Formation und als
Regierungsmacht im Gazastreifen. Kritiker interpretierten die von ihm als
"unverhandelbar" bezeichnete Bedingung als einen Versuch, die wieder
aufgenommenen Verhandlungen in Kairo und Katar zu torpedieren.

In Israels Städten hatten am Wochenende Zehntausende Menschen demonstriert,
um den Druck auf Netanjahu zu erhöhen, endlich ein Abkommen für die Freilassung
der Geiseln zu erreichen. Der israelische Regierungschef regiert mit
ultra-religiösen und rechtsextremen Koalitionspartnern, die Zugeständnisse an
die Hamas ablehnen. Für sein politisches Überleben ist Netanjahu, gegen den
schon seit langem ein Korruptionsprozess läuft, auf diese Partner angewiesen.

Auslöser des Gaza-Kriegs war das beispiellose Massaker, das die Hamas sowie
andere extremistische Gruppen am 7. Oktober des Vorjahres im Süden Israels
begangen hatten. Die Terroristen töteten 1200 Menschen und verschleppten weitere
250 als Geiseln in den Gazastreifen. Israel vermutet noch rund 120
Entführungsopfer im abgeriegelten Küstengebiet, viele von ihnen dürften aber
nicht mehr am Leben sein./gm/DP/mis

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH