14.07.2024 15:57:28 - dpa-AFX: SPORT: Hrubesch braucht 'komplette' Veränderung bei DFB-Frauen

HANNOVER (dpa-AFX) - Mit der Bürde einer 0:3-Packung gegen Island und
Fragezeichen um Kapitänin Alexandra Popp gehen die deutschen Fußballerinnen in
ihren letzten Härtetest vor den Sommerspielen in Frankreich. "Jetzt sind wir
ganz klar in der Verpflichtung, es im nächsten Spiel komplett zu verändern.
Richtung Olympia natürlich auch", sagte Bundestrainer Horst Hrubesch vor der
Partie gegen Österreich in der EM-Qualifikation am Dienstag (19.00 Uhr/ARD) in
Hannover.

Höchste Niederlage seit über sechs Jahren

Für die EM 2025 in der Schweiz sind die DFB-Frauen längst qualifiziert; mit
Blick auf Olympia hat der Auftritt im kalten und windigen Reykjavik allerdings
Ernüchterung und Verunsicherung ausgelöst. Es war die höchste Niederlage in
Hrubeschs beiden bisherigen Amtszeiten bei den deutschen Frauen und seit dem 0:3
gegen Frankreich im März 2018 unter Steffi Jones, die danach gehen musste.

Dabei wollen die deutschen Frauen um die Olympia-Medaillen mitspielen, sie
streben das Finale in Paris an. "Ich habe da jetzt keine Bedenken, das war -
glaube ich - der richtige Warnschuss", sagte Hrubesch. Er beschwichtigte mit der
ganzen Erfahrung seiner 73 Jahren: "Ich habe nach wie vor ein gutes Gefühl, das
ist nicht das Problem."

Seine Auswahl startet am 25. Juli in Marseille gegen den WM-Vierten
Australien. Die weiteren Vorrunden-Gegner sind Rekord-Weltmeister USA (28. Juli)
ebenfalls in Marseille und Sambia (31. Juli) in Saint-Étienne. Den
Afrikanerinnen war das DFB-Team im vergangenen Jahr unmittelbar vor der später
verpatzten WM in Australien und Neuseeland in Fürth mit 2:3 unterlegen. Und auch
jetzt wachsen Zweifel.

Die 33 Jahre alte Popp ist die einzige verbliebene Spielerin, die beim
Gold-Triumph 2016 in Rio de Janeiro auf dem Platz stand. Die Stürmerin vom VfL
Wolfsburg, die in Island ebenso gefehlt hatte wie die gelbgesperrte Lena
Oberdorf, ist inzwischen im Quartier in Hannover eingetroffen, wie der Deutsche
Fußball-Bund bestätigte. Ob sie gegen Österreich spielen kann, ist unklar.

Hrubesch: "Einfach schlecht"

Popp sollte nicht komplett das Mannschaftstraining mitmachen, sondern
teilweise individuell trainieren. Sie war vor der Partie in Island abgereist.
Man wolle ihr die Reisestrapazen ersparen, hieß es vergangenen Woche, und sie
solle ihr individuelles Training im Verein fortzusetzen. Bundestrainer Horst
Hrubesch sprach von einer "Vernunftentscheidung" mit Blick auf die Sommerspiele.
Er sagte nach Popps Abreise auch: "Über 90 Minuten wird sie nicht alle Spiele
gehen können."

Aus der Ferne konnte Deutschlands "Fußballerin des Jahres" verfolgen, wie
ihre Kolleginnen in Island schwächelten. "Man hat gesehen, dass vorher Urlaub
war. Jetzt wieder den Anfang zu kriegen, war schwierig", sagte Hrubesch. "Aber
eines ist auch klar: Wir müssen von Anfang an diese Zweikämpfe annehmen, und
das, was wir gespielt haben, war einfach schlecht." Die Niederlage sei auch in
dieser Höhe verdient.

Anderes Gesicht in Hannover?

"Nach vorn haben wir oft viele, viele falsche Entscheidungen getroffen", so
der Chefcoach weiter. Außenverteidigerin Sarai Linder sprach von einem
"Wachmacher, einem Wachruf", Innenverteidigerin Kathrin Hendrich von einem
"Wachrüttler". Die von der TSG Hoffenheim zum VfL Wolfsburg gewechselte Linder
versprach für die Generalprobe in Hannover: "Wir wollen einfach ganz anders
auftreten. Wir wollen noch mal ein ganz anderes Gesicht zeigen, was uns dann
auch Rückhalt gibt für Olympia." Gegen das Austria-Team werden an die 40 000
Zuschauer erwartet, um die Fußballerinnen gen Olympia zu
verabschieden./ujo/DP/nas

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