15.05.2024 10:07:12 - dpa-AFX: VERMISCHTES: 6800 Jahre altes Skelett in Niederbayern ausgegraben

EICHENDORF (dpa-AFX) - Im niederbayerischen Eichendorf (Landkreis
Dingolfing-Landau) haben Archäologen ein etwa 6800 Jahre altes Skelett mit
zahlreichen Grabbeigaben entdeckt. Bestattungsart und Beigaben deuteten darauf
hin, dass es sich um eine Person mit herausgehobener Stellung gehandelt habe,
sagte Kreisarchäologe Florian Eibl am Mittwoch. "So eine Art früher
Bürgermeister."

Das Grab im Ortsteil Exing, nach dem das Skelett als "Exinger" bezeichnet
wird, wurde bei einer Untersuchung vor Bauarbeiten entdeckt. Besonders an ihm
ist einerseits, dass es überhaupt ein Körpergrab ist, wie Eibl erklärte, denn
aus dieser Zeit gibt es nur wenige. Die Masse der Bevölkerung sei damals anders
bestattet worden. Zudem deuteten die Grabbeigaben auf eine besondere Stellung
der Person hin - und darauf, dass es sich um einen Mann im nicht mehr jungen
Alter gehandelt haben dürfte. Denn den Status, von dem das Grab zeuge, habe sich
der Bestattete zuerst erarbeiten müssen. Vererbt worden sei er in dieser Zeit
nämlich nicht. Das Skelett selbst ist noch nicht genau genug untersucht worden,
um Hinweise auf Alter und Geschlecht zu geben.

Zu den Grabbeigaben gehört eine mit zwei Hälften eines Eberzahns verzierte
Tasche, die wohl eine Klinge sowie Utensilien zum Feuermachen enthielt. Der
Eberzahn sei als eine Art Statussymbol zu sehen, erklärte Eibl. Die Jagd auf die
Tiere sei mit den damaligen Waffen sehr gefährlich gewesen.

Rund um den Kopf des in Hockhaltung bestatteten Skeletts fanden die
Archäologen mehrere Gefäße. Sie konnten noch nicht genauer untersucht werden,
hier hofft man aber darauf, noch Spuren der ursprünglichen Inhalte zu finden.
Vor dem Gesicht des Skeletts fand sich ein Trinkgefäß - möglicherweise der
persönliche Becher des Exingers - sowie vor und hinter dem Körper Steinklingen.
Vor allem die Klinge hinter dem Rücken sei ungewöhnlich, sagte Eibl. Sie liege
aber in so weitem Abstand, dass klar sei, dass sie sich nicht im Körper des
Bestatteten befunden habe, stellte er klar.

Über dem Skelett fanden die Archäologen zudem eine Schale, in der sich
vermutlich Grafit befunden hat, der damals als Farbstoff verwendet wurde. Eibl
vermutet, dass sie beim Begräbnisritus zum Einsatz gekommen sein könnte.
Letztlich, sagt er, verrieten die Gräber und Grabbeigaben nämlich mehr über die
Kultur der Bestattenden als über den Begrabenen./ruc/DP/zb

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