06.02.2024 13:34:26 - dpa-AFX: Atomkraftpläne der tschechischen Regierung sorgen für Diskussionen

PRAG (dpa-AFX) - In Tschechien sorgen die Atomkraftpläne der
liberalkonservativen Regierung für Diskussionen. Das Kabinett hatte vor knapp
einer Woche überraschend beschlossen, die laufende Ausschreibung für den Bau
eines neuen Reaktors am AKW-Standort Dukovany auszuweiten. Die Bewerber sollen
nun ein verbindliches Angebot für den Bau von bis zu vier neuen Blöcken
unterbreiten, welche auf die beiden Standorte Dukovany und Temelin unweit der
Grenze zu Bayern verteilt würden. Je Block ergebe sich aus der Sammelbestellung
ein um rund 25 Prozent günstigerer Baupreis, betonte Ministerpräsident Petr
Fiala.

Wie viele es letztlich werden sollen, ist indes noch völlig offen.
Ursprünglich hatte die Ausschreibung den Bau von nur einem neuen Reaktor in
Dukovany mit der Option auf zwei weitere vorgesehen. Kritik an der Änderung
äußerte am Dienstag im öffentlich-rechtlichen Rundfunk der frühere Direktor des
Atombetreibers CEZ , Jaroslav Mil. Mit ihrer Entscheidung verstoße
die Regierung gegen das Gesetz über die Ausschreibung öffentlicher Aufträge.
"Damit wird diese Ausschreibung sehr, sehr leicht (vor Gericht) angreifbar und
sorgt für Verwirrung", kritisierte Mil.

Finanzminister Zbynek Stanjura räumte im Fernsehsender CT ein, dass es sich
um ein "hochriskantes Projekt" handele, was die Finanzierung angehe. Auf die
Frage, ob wirklich vier Reaktorblöcke gebaut werden sollen, sagte er: "Das
bedeutet nicht, dass sie gebaut werden, aber es bedeutet auch nicht, dass sie
nicht gebaut werden." Die Wirtschaftszeitung "Hospodarske noviny" merkte bereits
an: "Ausgerechnet der pro-nukleare Eifer der Regierung erhöht das Risiko, dass
in Tschechien am Ende gar nichts errichtet wird."

In der engeren Auswahl für den Bau der AKW-Blöcke sind nur noch die
französische EDF -Gruppe und KHNP aus Südkorea - der US-Konzern
Westinghouse schied aus. Eine frühere Ausschreibung für den Bau eines neuen
Reaktors am Standort Temelin war 2014 ohne Ergebnis mit der Begründung
abgebrochen worden, das Projekt sei unrentabel. Das aktuelle staatliche
Energiekonzept sieht vor, den Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung bis
2040 von derzeit rund einem Drittel auf mehr als die Hälfte zu erhöhen.
Tschechien verfügt über zwei AKW-Standorte: Dukovany und Temelin. Letzterer ist
weniger als 60 Kilometer von den Grenzen zu Bayern und Österreich entfernt.
Dukovany liegt rund 100 Kilometer nördlich von Wien./hei/DP/stk
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