04.07.2024 05:55:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: Rekord bei Balkonkraftwerken - Erleichterungen für Mieter

BERLIN/BONN (dpa-AFX) - Die Zahl der Balkonkraftwerke in Deutschland wächst
immer schneller - und die kleinen Solaranlagen sollen noch einen weiteren Schub
bekommen. Der Bundestag will am Donnerstagabend beschließen, dass es für Mieter
und Wohnungseigentümer einfacher wird, ein Balkonkraftwerk anzubringen. Nach dem
gerade abgelaufenen Rekordquartal sieht Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des
Bundesverbands Solarwirtschaft, das als "Booster für die Solarisierung von
Balkonen". Er rechnet mit einem weiteren Nachfrageschub bei den sogenannten
Steckersolargeräten.

Im zweiten Quartal gingen dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur
zufolge so viele der kleinen Solaranlagen in Betrieb wie nie zuvor. Stand
Mittwoch zeigte es mehr als 152.000 Balkonkraftwerke, die von April bis Juni in
Betrieb gingen. Das ist ein gewaltiges Plus von 52 Prozent zum bisherigen
Rekordhalter, dem zweiten Quartal 2023. Insgesamt verzeichnet das
Marktstammdatenregister derzeit gut 563.000 Anlagen in Betrieb. Die wirklichen
Zahlen dürften sogar noch höher sein, da es eine mehrwöchige Nachmeldefrist gibt
und manche Anlagen schlicht nicht angemeldet werden.

Erleichterungen für Mieter und Wohnungseigentümer

Im Bundestag geht es um Änderungen im Mietrecht und im
Wohnungseigentumsrecht. Um ein Balkonkraftwerk anbringen zu dürfen, brauchen
Mieterinnen und Mieter bislang die ausdrückliche Zustimmung ihres Vermieters -
beziehungsweise als Wohnungseigentümer die Genehmigung der
Eigentümergemeinschaft. Diese Zustimmung kann bisher ohne sachlichen Grund
verweigert werden.

Nun soll die Stromerzeugung durch Steckersolargeräte in den Katalog der
sogenannten privilegierten Maßnahmen aufgenommen werden. Das sind bauliche
Veränderungen, die von Vermietern und Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG)
nicht einfach blockiert werden können - beispielsweise Umbauten für
Barrierefreiheit oder Einbruchschutz. Vermieter und die WEG sollen zwar immer
noch ein Mitspracherecht haben, wenn es darum geht, wie genau ein
Steckersolargerät am Haus angebracht wird. Ob so eine Anlage überhaupt
installiert werden darf, wäre dann aber nicht mehr grundsätzlich strittig.

BSW lobt "Recht zur Ernte von Sonnenstrom"

Körnig sagte, es werde quasi ein "Recht zur Ernte von Sonnenstrom"
gesetzlich verankert. Daniel Föst, bau- und wohnungspolitischer Sprecher der
FDP-Bundestagsfraktion, sagte, bei Balkonkraftwerken würden Hürden abgebaut.
Dies sei ein wichtiger Schritt, der große Energieeinsparungen in den Haushalten
ermögliche.

Die Grünen-Energiepolitikerin Katrin Uhlig lobte, die Änderungen machten das Installieren einer Steckersolaranlage nochmals leichter. "So können noch mehr
Menschen einfacher an der Energiewende teilhaben und sie aktiv mitgestalten."

Der SPD-Abgeordnete Daniel Rinkert sieht mit den Änderungen die Energiewende in den eigenen vier Wänden gestärkt. Damit würden Mieter und Eigentümer in die
Lage versetzt, selbst zu entscheiden, ob sie solche Geräte bei sich zu Hause
installieren wollten. "Damit ermöglichen wir einen einfachen, unbürokratischen
Weg, die Energiekosten zu senken." Er wies außerdem darauf hin, dass
Wohnungseigentümerversammlungen digitaler werden könnten.

Bereits Vereinfachungen beschlossen

Schon im abgelaufenen Quartal hatten die Balkonkraftwerke Rückenwind aus
Berlin bekommen. So war zum 1. April die Registrierung der Geräte vereinfacht
worden. Inzwischen reicht eine vereinfachte Anmeldung im Marktstammdatenregister
der Bundesnetzagentur. Auch ein Solarpaket ist in Kraft - es erlaubt unter
anderem die Nutzung einer normalen Steckdose für die Anlagen, den
vorübergehenden Einsatz alter, nicht digitaler Zähler und eine höhere Leistung
von jetzt 800 Watt am Wechselrichter statt der bisher gültigen 600 Watt. Fast
jeder Abbau von Bürokratie führe zu einer Belebung der Nachfrage, sagt Körnig.

Zudem dürfte der aktuelle Boom auch von günstigeren Preisen gespeist worden
sein. Der BSW führe dazu zwar keine Statistik, sagt Körnig. Er gehe aber davon
aus, "dass - wie bei den Modulpreisen auch - hier in den letzten Monaten
Preissenkungen stattgefunden haben". In Baumärkten waren die Balkonkraftwerke
zuletzt teils für wenige Hundert Euro zu haben.

Laut RWTH Aachen in drei bis sechs Jahren rentabel

Balkonkraftwerke sind verhältnismäßig kleine Solaranlagen, die per Steckdose mit dem Haushaltsnetz verbunden werden. Sie müssen dabei nicht am namensgebenden
Balkon hängen. Der von ihnen produzierte Strom senkt den Verbrauch und damit die
Stromrechnung ihrer Betreiber. Überschüssiger Strom fließt dabei unentgeltlich
ins öffentliche Netz. Ob sie sich lohnen, hängt neben dem Anschaffungspreis und
dem Standort auch davon ab, ob die Betreiber während der Zeit, in der sie Strom
erzeugen, diesen auch verbrauchen. Einer kürzlich veröffentlichten Studie der
RWTH Aachen im Auftrag von Eon zufolge lohnen sie sich im Schnitt
ab einer Betriebszeit von drei bis sechs Jahren./ruc/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
RWE AG INH O.N. 703712 Xetra 33,600 05.07.24 17:40:14 +0,630 +1,91% 0,000 0,000 33,120 33,600
E.ON SE NA O.N. ENAG99 Xetra 12,355 05.07.24 17:37:08 +0,115 +0,94% 0,000 0,000 12,225 12,355

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH