18.06.2024 14:28:20 - dpa-AFX: ANALYSE: Frankfurt School erwartet weitere Börsengänge - USA besonders attraktiv

FRANKFURT (dpa-AFX) - Das träge Umfeld für Börsengänge könnte nach
Einschätzung der Frankfurt School of Finance & Management bald wieder etwas
Fahrt aufnehmen. "Wenn der Markt für Fusionen und Übernahmen gut läuft, sehen
wir auch mehr Börsengänge", sagte Christoph Schalast, Professor für Mergers &
Acquisitions an der Frankfurt School, am Dienstag. Die Rezessionsangst lasse
nach, auch der Regulierungsrahmen habe sich verbessert. In naher Zukunft werde
zum Beispiel ein Börsengang der Reiseplattform Flix vermutet - möglicherweise
sogar in Frankfurt. Die USA hätten aber die größte Strahlkraft.

Die momentane Flaute bei Börsengängen hänge mit geopolitischen Konflikten
und Krisen in der Welt zusammen. "Das Zeitfenster für Börsengänge geht nur kurz
auf und dann direkt wieder zu", sagte Schalast. Derzeit jage eine Krise die
nächste.

Douglas hatte sich im März dennoch zurück aufs Frankfurter
Börsenparkett gewagt, bisher konnte die Parfümeriekette dort aber keine
Erfolgsgeschichte feiern. Die Aktie hat verglichen mit ihrem Ausgabepreis fast
ein Drittel an Wert verloren. Und das, obwohl Douglas nach Ansicht von Schalast
eine überzeugende Anlagestory bietet.

Mit Birkenstock entschied sich ein deutsches Unternehmen
jüngst für einen Börsengang in den USA. Frankfurt könne mit New York nicht
mithalten, erklärte Schalast: "Natürlich ist in den USA sehr viel mehr Kapital
vorhanden." Für fast jede Nische gebe es Wagniskapitalgeber. Außerdem sei das
Dienstleitungsumfeld rund um IPOs in den USA professioneller und für die
Unternehmen daher oftmals günstiger.

Speziell junge Technologiefirmen ziehe es an die US-Börse Nasdaq. Manche
Start-ups würden nach der ersten Finanzierungsrunde ihren Sitz in die USA
verlegen. "Die Deutsche Börse sollte sich bemühen, für kleine
Unternehmen attraktiver zu werden", forderte Schalast auch mit Blick auf den
Mittelstand. Insbesondere Familienunternehmen schreckten teilweise vor einem
Börsengang zurück, da dieser viel Regulierungsaufwand mit sich bringe.

In Europa insgesamt sei der Markt für Börsengänge deutlich stärker als in
Deutschland allein. Die Londoner Börse sei allerdings durch den Brexit
geschwächt, was sich auch an der Rückkehr des Reisekonzerns Tui
nach Frankfurt ablesen lasse. Der Börse in Paris drohe wiederum Ungemach, falls
sich bei den anstehenden Parlamentswahlen in Frankreich die Rechtspopulisten von
Marine Le Pen durchsetzen sollten. Trotzdem sei die Vielfalt der Börsen in
Europa ein wichtiger Faktor. Der europäische Kapitalmarkt müsse jedoch stärker
zusammenwachsen, sagte Schalast.

Derweil werde Nachhaltigkeit auch bei Börsengängen immer wichtiger. Das
könnte aus Sicht von Schalast beim angedachten IPO (initial public offering;
Erstnotiz) des Fast-Fashion-Anbieters Shein zu Diskussionen führen: "Das
Businessmodell selbst ist nicht ganz ohne Probleme." Shein steht wegen
schlechter Arbeitsbedingungen in den Fabriken und der Überproduktion von
Kleidungsstücken in der Kritik. Sogenannte ESG-Kriterien würden sich auch immer
stärker auf den Börsenwert auswirken, so Schalast./niw/lew/jha/
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
DEUTSCHE BOERSE NA O.N. 581005 Frankfurt 191,100 26.06.24 14:16:18 -2,700 -1,39% 0,000 0,000 193,200 193,800
TUI AG NA O.N. TUAG50 Frankfurt 6,630 26.06.24 20:55:40 -0,264 -3,83% 0,000 0,000 6,900 6,894
BIRKENSTOCK HOLDING PLC A3EXD1 Frankfurt 51,320 26.06.24 21:52:55 -2,540 -4,72% 0,000 0,000 53,300 53,860
DOUGLAS AG INH O.N. BEAU7Y Frankfurt 17,390 26.06.24 11:51:09 -0,530 -2,96% 0,000 0,000 17,480 17,920

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