16.07.2024 17:07:40 - dpa-AFX: Über 600.000 Russen seit Kriegsbeginn ins Ausland geflüchtet

MOSKAU (dpa-AFX) - Seit Beginn des russischen Angriffskriegs sind einem
Medienbericht zufolge mindestens 650.000 Russen dauerhaft ins Ausland gezogen.
Die meisten der Flüchtlinge sind nach Armenien (110.000), Kasachstan und Israel
(je 80.000) emigriert, wie das unabhängige Internetportal "The Bell"
vorrechnete. Dort benötigen Russen demnach kein Visum zur Einreise.

Deutschland sei mit einem Plus von mehr als 36.000 Menschen ebenfalls ein
bevorzugtes Ziel russischer Flüchtlinge. Offizielle Informationen aus Moskau
über die Zahl der Ausgereisten gibt es nicht.

Erhebung mit Einschränkungen

"The Bell" gibt an, die Berechnungen auf Basis der Angaben von
Migrationsbehörden angestellt zu haben. Insgesamt seien Daten von mehr als 70
Ländern in die Berechnung eingeflossen, etwa neu vergebene
Aufenthaltsgenehmigungen oder Anträge auf politisches Asyl. Allerdings sind die
Daten laut dem Portal nicht vollständig, da einige bei Russen beliebte
Ausreiseländer wie Thailand, Aserbaidschan oder auch Zypern auf Anfragen nicht
geantwortet hätten.

Andere Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate, in die auch sehr viele Russen nach Kriegsbeginn gezogen sind, wurden gar nicht in die Berechnung
aufgenommen. Unter den ausgewanderten Russen dürften nicht nur Kriegsgegner
sein, sondern auch viele Menschen, die anderswo Geschäfte machen, um Sanktionen
zu umgehen.

EU hat Grenzen rasch für Kriegsflüchtlinge geschlossen

Die Zahl der nach Europa geflohenen Kriegsflüchtlinge ist relativ gering,
auch weil die EU schnell die Grenzen nach Russland geschlossen hat.
Kriegsdienstverweigerung allein gilt zudem nicht als Grund für politisches Asyl.
Daher zählt von den EU-Ländern neben Deutschland nur noch Spanien (+16.000) zur
Top-10 der Zielländer russischer Auswanderer./bal/DP/nas

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