09.07.2024 14:26:16 - dpa-AFX: Unabhängige UN-Experten: Hungersnot breitet sich im Gazastreifen aus

GENF (dpa-AFX) - Für mehrere Experten, die den UN-Menschenrechtsrat beraten,
besteht kein Zweifel mehr, dass sich im Gazastreifen eine Hungersnot ausbreitet.
Sie erwähnen in einer Stellungnahme mehrere spezifische Fälle von Babys und
Kindern, die aufgrund von Unterernährung gestorben seien. "Wenn das erste Kind
an Unterernährung und Dehydrierung stirbt, ist es unwiderlegbar, dass eine
Hungersnot ausgebrochen ist", so die Meinung der Experten. Offiziell werden
Hungernotlagen allerdings von anderen UN-Experten nach sehr spezifischen
Kriterien erklärt. Sie arbeiten für die IPC-Berichte zur Ernährungssicherheit
mit fünf Kategorien.

Die höchste Kategorie bedeutet: extrem kritische Situation. Im jüngsten
IPC-Bericht zu Gaza vom 25. Juni heißt es, dass fast eine halbe Million Menschen
oder 22 Prozent der Bewohner des Gazastreifen in die Kategorie fünf fielen.
Gleichzeitig schränken die Experten ein: "Die verfügbaren Daten deuten nicht
darauf hin, dass derzeit eine Hungersnot herrscht." Eine Hungersnot wird erst
erklärt, wenn verschiedene weitere Kriterien dazukommen: neben der Zahl der
Betroffenen auch das Ausmaß der Unterernährung bei kleinen Kindern und die Zahl
der Todesfälle.

Baby, 9- und 13-Jähriger gestorben

Die elf unabhängigen Expertinnen und Experten sprechen von 34 Todesfällen im Gazastreifen wegen Unterernährung seit Beginn des Gaza-Kriegs. Sie nennen drei
spezifische Todesfälle: den Fall eines kaum sechs Monate alten Babys, eines 9-
und eines 13-jährigen Jungen Ende Mai und Anfang Juni. Ärztliche Details über
die Todesumstände nennen sie nicht. Der Gaza-Krieg begann mit den verheerenden
Terrorangriffen aus dem Gazastreifen auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023.

Die Expertinnen und Experten forderten, mehr humanitäre Hilfe für den
Gazastreifen, ein Ende der Abriegelung des Gebiets durch Israel und eine
Waffenruhe. Sie befassen sich im Auftrag des UN-Menschenrechtsrats etwa mit dem
Recht auf Ernährung, auf mentale Gesundheit oder die Menschenrechte der
Palästinenser. Sie beraten den Menschenrechtsrat und sprechen nicht im Auftrag
der Vereinten Nationen (UN).

Israel wirft der islamistischen Hamas im Gazastreifen vor, der Bevölkerung
Hilfslieferungen zu stehlen und bestreitet vehement, dass es in dem Küstengebiet
eine Hungersnot gibt./oe/DP/mis

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