14.05.2024 14:19:28 - dpa-AFX: Ukraine sieht leichte Stabilisierung bei Charkiw

KIEW (dpa-AFX) - Nach mehreren Tagen eines großen russischen Angriffs im
Grenzgebiet zur ukrainischen Millionenstadt Charkiw sieht die Führung in Kiew
allmählich eine Stabilisierung der Front. Die Lage sei sehr angespannt und
ändere sich rasch, sagte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR,
Kyryllo Budanow, am Dienstag in der Dauernachrichtensendung des Fernsehens. "Ich
glaube aber, dass es seit gestern Abend eine rasche Tendenz zur Stabilisierung
gibt."

Die russischen Truppen würden an der Grenze blockiert, sagte Budanow. Er
warnte allerdings davor, dass sie einen ähnlichen Vorstoß ein Stück weiter
nördlich in Richtung der Gebietshauptstadt Sumy unternehmen könnten.

Auch Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte in seiner Videobotschaft vom
Montagabend davon gesprochen, dass ukrainische Truppen den Frontabschnitt
verteidigten und sogar zum Gegenangriff übergegangen seien. Unabhängige
Bestätigungen für diese Einschätzungen gab es nicht.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs vom Dienstag griffen russische
Truppen weiter in Richtung Sloboschanske an, das etwa 30 Kilometer nördlich von
Charkiw liegt. Militärexperten, die Fotos im Internet analysieren, gingen auch
davon aus, dass russische Truppen am Stadtrand von Wowtschansk 40 Kilometer
nordöstlich von Charkiw stehen.

In Moskau verkündete das Verteidigungsministerium die Eroberung einer
weiteren Ortschaft. Mit der Einnahme von Buhruwatka südwestlich von Wowtschansk
sei es gelungen, in die Tiefe der ukrainischen Verteidigungslinien vorzudringen.
Alle ukrainischen Gegenangriffe seien abgewehrt worden.

Weil russische Truppen seit vergangenem Freitag mehrere ukrainische
Grenzdörfer besetzen konnten, ist in der Ukraine eine Diskussion entbrannt, ob
die Front hinreichend befestigt war. Der Gouverneur des Gebietes Charkiw, Oleh
Synjehubow, ordnete eine Überprüfung der Befestigungsarbeiten an, zu der alle
beteiligten Baufirmen vorgeladen wurden.

Der neue russische Vorstoß soll nach übereinstimmender Auffassung von
Militärbeobachtern die Ukraine zwingen, Truppen aus anderen bedrohten
Frontabschnitten abzuziehen. Für einen Vormarsch auf Charkiw reichen die
zusammengezogenen russischen Kräfte nach Einschätzung des britischen
Verteidigungsministeriums nicht aus. Die Stadt ist aber weiter russischen
Bombenangriffen durch russische Kampfflugzeuge aus deren eigenem Luftraum
ausgeliefert./fko/DP/jha

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