21.05.2024 14:17:49 - dpa-AFX: VERMISCHTES/ROUNDUP: Erste Entwarnung nach verheerendem Hochwasser im Saarland

SAARBRÜCKEN (dpa-AFX) - Nach dem verheerenden Hochwasser am vergangenen
Wochenende im Saarland hat der saarländische Innenminister Reinhold Jost (SPD)
am Dienstag Entwarnung gegeben. Nach neuesten Informationen könne "das
Wettergeschehen herabgestuft" werden, sagte er am Dienstag in der Staatskanzlei
des Saarlandes in Saarbrücken. Es sei jetzt nur noch "mit einem mäßigen
Hochwassergeschehen" zu rechnen. "Das ist, wie ich finde, eine gute Nachricht",
sagte er mit Blick auf angekündigte weitere Regenfälle.

Dennoch seien alle Einsatzkräfte in Reserve "und warten auf einen
hoffentlich nicht stattfindenden Einsatz, weil die Wetterlage sich so
entwickelt, dass es keine weitere Verschärfung der Lage gibt". Die Lage werde
weiter sehr genau beobachtet. "Wir sind gerüstet", sagte der Sprecher des
Innenministeriums. "Im Moment sieht es sehr ruhig, sehr übersichtlich und
entspannt aus", sagte er.

Am Pfingstwochenende kämpften vor allem Menschen im Saarland und im
Südwesten von Rheinland-Pfalz gegen Hochwasser und Überschwemmungen. Enorme
Regenmengen hatten dort für Überflutungen, Erdrutsche und vollgelaufene Straßen
und Keller gesorgt. Im Saarland starb eine 67-Jährige infolge eines
Hochwasser-Rettungseinsatzes. Laut Jost sei zudem nach einem Rettungseinsatz ein
"Kamerad" an einem Herzversagen gestorben. Es handele sich um ein Mitglied des
Deutschen Roten Kreuzes aus dem Kreisverband Merzig.

Wasserstände sollen moderat steigen

Derzeit gebe es keine größeren Einsatzlagen im Saarland. Laut
Hochwasserlagebericht werden die Pegelstände im Einzugsbereich der Saar nicht
weiter fallen, sondern sollen im Laufe des Vormittags erneut ansteigen. Der
Anstieg werde aber aufgrund der angekündigten Niederschlagsmenge "moderat"
ausfallen, hieß es. Da es auch Gewitter geben soll, könnte es an einzelnen
kleineren Gewässern allerdings "zu kurzzeitigem starken Ansteigen der
Wasserstände" kommen.

Wo das der Fall sein soll, lasse sich nicht vorhersagen. Die Menschen an
kleinen Gewässern sowie in den besonders hochwassergefährdeten und noch
überfluteten Gebieten sollten daher besonders achtsam sein, teilte das Landesamt
für Umwelt- und Arbeitsschutz mit.

Historisches Hochwasser

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte, das
Hochwasser sei nach dem Jahrhunderthochwasser 1993 "ein wirkliches
Katastrophenereignis mit historischem Ausmaß" gewesen. Es gebe keinen Landkreis,
der nicht betroffen gewesen sei. Mehr als 4000 Einsätze stünden in der Bilanz.
Für ein vollständiges Schadensbild sei es noch zu früh. Die Landesregierung
stelle bereits jetzt schon finanzielle Unterstützungen in Aussicht. Wie diese
genau erfolgten, werde mit den Kommunen noch final erarbeitet. "Bis Ende der
Woche sagen wir, wie der Weg dazu sein wird und wo man die Anträge stellen
kann", sagte sie.

Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) gilt für das Saarland und den Südwesten
von Rheinland-Pfalz weiter eine amtliche Warnung vor Dauerregen. Für das
Saarland werde mit Regenmengen von 10 bis 20, stellenweise bei Gewittern bis zu
30 Litern pro Quadratmeter gerechnet. Der Regen sollte dann aber gegen
Nachmittag oder Abend wegziehen, sagte ein Sprecher.

In Rheinland-Pfalz könne es im Laufe des Nachmittags und bis in die Nacht zu Mittwoch im Norden und Nordosten zu Gewittern und unwetterartigem Starkregen
kommen - mit 15 bis 30 Litern Niederschlag pro Quadratmeter, stellenweise 40 bis
50 Litern oder mehr in der Tagessumme.

Bilanz Unwetterschäden

Die Höhe der von Dauerregen und Unwetter verursachten Schäden im Saarland
und in Rheinland-Pfalz kann frühestens in einigen Tagen abgeschätzt werden. Das
Wasser müsse zunächst ganz abgeflossen sein, bevor die Schäden überhaupt
begutachtet werden könnten, hieß es beim Gesamtverband der Versicherer (GDV) in
Berlin. Dies werde auf noch einige Tage dauern und hänge auch davon ab, wie sich
die weiteren angekündigten Regenfälle entwickelten. Die R+V Versicherung in
Wiesbaden warnt davor, Wasserschäden übereilt und ohne Fachkenntnisse zu
beheben.

In Rheinland-Pfalz haben laut GDV 46 Prozent und im Saarland 47 Prozent eine Versicherung über den Schutz gegen Elementarrisiken wie Starkregen und
Hochwasser abgeschlossen. Im Bundesdurchschnitt seien 54 Prozent gegen alle
Naturgefahren versichert./rtt/DP/ngu

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