15.05.2024 12:23:39 - dpa-AFX: ROUNDUP 2: Commerzbank mit bestem Quartal seit 13 Jahren - Aktie legt zu

(Neu: Weitere Details, Aktienkurs)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach dem besten Quartal seit dem Jahresauftakt 2011
sieht sich die Commerzbank auf Kurs zum angepeilten Rekordgewinn
im laufenden Jahr. "Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Das
starke Kundengeschäft und das sehr gute Ergebnis im ersten Quartal bestärken uns
in unserem Ziel, den Gewinn 2024 zu steigern", bilanzierte Konzernchef Manfred
Knof am Mittwoch. An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Aktie legte am
Mittag unter anderem auch wegen einer erhöhten Prognose für den Zinsüberschuss
mehr als fünf Prozent zu und lag damit an der Spitze des Leitindex Dax
.

In die Karten spielt der Bank mit ihrem Fokus auf mittelständische
Unternehmen und Privatkunden, dass die Zinsen nicht so schnell fallen wie noch
vor ein paar Monaten erwartet. Eine Belastung bleiben allerdings die
Rechtsstreitigkeiten um Schweizer-Franken-Kredite in Polen - wahrscheinlich auch
über das laufende Jahr hinaus.

In den ersten drei Monaten 2024 übertraf das Ergebnis vor Steuern mit knapp
1,1 Milliarden Euro das Niveau des Vorjahreszeitraums um fast ein Viertel, wie
der Konzern in Frankfurt mitteilte. Unter dem Strich standen 747 Millionen Euro
Gewinn und damit rund 29 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Damit wurden auch die
Erwartungen von Analysten übertroffen. Besser abgeschnitten hat die Commerzbank
in einem Quartal zuletzt im ersten Quartal 2011 mit damals 985 Millionen Euro
Überschuss.

Der Zinsüberschuss lag im ersten Vierteljahr mit gut 2,1 Milliarden Euro
nahe am Rekordwert des dritten Quartals 2023 (2,17 Mrd). Die Prognose für den
Zinsüberschuss im Gesamtjahr erhöhte der Vorstand um etwa 200 Millionen auf rund
8,1 Milliarden Euro. Für 2023 hatte ein um fast 30 Prozent auf rund 8,4
Milliarden Euro gestiegener Wert in der Bilanz gestanden. Seit die Europäische
Zentralbank (EZB) im Juli 2022 die Phase der Null- und Negativzinsen beendet und
die Leitzinsen in der Folge zehnmal erhöht hat, müssen Banken und Sparkassen
keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern
verdienen daran.

Weitere Belastungen musste die Commerzbank in den ersten drei Monaten bei
ihrer polnischen Tochter mBank verkraften: Für Rechtsrisiken im
Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten wurde dort weitere Vorsorge in Höhe von
318 Millionen Euro gebildet. Für das zweite Quartal erwartet das Management nach
aktuellem Stand, weitere rund 80 Millionen Euro zurückstellen zu müssen. Für das
Gesamtjahr geht der Vorstand nach Angaben von Finanzvorständin Bettina Orlopp im
Moment davon aus, dass die Gesamtbelastungen "auf jeden Fall" unter den 1,1
Milliarden Euro von 2023 liegen werden.

Seit Jahren machen Probleme in Polen der Commerzbank zu schaffen. Hauptgrund sind Schweizer-Franken-Kredite, die etliche Polen vor Jahren für die
Baufinanzierung aufgenommen hatten. Als der polnische Zloty gegenüber dem
Franken an Wert verlor, stiegen die Belastungen für die Kreditnehmer. Viele
klagten daraufhin wegen möglicherweise unrechtmäßiger Klauseln gegen polnische
Geldhäuser. Über außergerichtliche Einigungen versucht die Commerzbank,
Rechtsrisiken in diesem Bereich zu mindern.

"Unser Ziel ist es ganz klar, so viel wie möglich 2024 abzuräumen. Aber das
liegt nicht ganz in unserer Hand", sagte Orlopp. Das hänge auch davon ab, ob
sich weitere Darlehensnehmer in Polen auf Vergleichsangebote der Bank einließen,
und wie anhängige Klagen weiter verliefen. "Wir müssen davon ausgehen, dass es
auch noch 2025 Belastungen geben wird. Aber das sollte dann Jahr für Jahr
deutlich weniger werden", sagte die Finanzchefin.

Insgesamt etwa 21 000 Streitfälle seien abgeschlossen, entweder per
Vergleich (fast 16 000) oder per Gerichtsurteil (mehr als 5000). Von den 26 000
Kunden in Polen, die noch ein aktives Darlehen mit dem Institut haben, habe "ein
ganz großer Teil Klage eingereicht", sagte Orlopp.

In den vergangenen beiden Jahren drückten jeweils Belastungen in Höhe von
mehr als einer Milliarde Euro in Polen das Konzernergebnis der Commerzbank.
Dennoch erzielte das Institut 2023 - beflügelt von der Zinswende - einen
Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro. Diesen Wert will der Vorstand im laufenden
Jahr übertreffen - sogar "deutlich", wie im Geschäftsbericht für 2023 zu lesen
ist. Der Ausblick hänge jedoch "von der Entwicklung der Belastungen bei den
Schweizer-Franken-Krediten der mBank" ab, schränkte die Bank am Mittwoch ein.

Von der angepeilten Gewinnsteigerungen im Gesamtjahr sollen auch die
Anteilseigner des Instituts profitieren: Mindestens 70 Prozent des Gewinns will
der Vorstand in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionärinnen
und Aktionäre ausschütten. Größter Anteilseigner der Commerzbank ist seit der
Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 der Bund.

Mit dem Anstieg nach den Zahlen baute das Commerzbank-Papier den bisherigen
Jahresgewinn auf 40 Prozent aus. Die Commerzbank befindet sich am Kapitalmarkt
seit dem Frühjahr 2020 auf einem Höhenflug. Seit dem Rekordtief infolge der
Corona-Pandemie kletterte der Börsenwert um fast 440 Prozent auf zuletzt knapp
18 Milliarden nach oben. Dank dieses starken Anstiegs kehrte die Bank im Februar
2023 in den Dax zurück.

Trotz der Erholung in den vergangenen Jahren ist das Papier meilenweit vom
Rekordhoch vor der Finanzkrise und dem Platzen der Dotcom-Blase entfernt.
Bereinigt um viele Kapitalmaßnahmen unter anderem im Zusammenhang der
staatlichen Rettung liegt das Rekordhoch bei fast 285 Euro aus dem Frühjahr
2000./ben/zb/DP/zb
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MBANK S.A. ZY 4 884537 Frankfurt 146,900 29.05.24 08:09:43 -0,450 -0,31% 145,400 148,600 146,900 147,350
COMMERZBANK AG CBK100 Xetra 15,595 29.05.24 09:49:42 -0,145 -0,92% 15,590 15,600 15,710 15,740

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