15.05.2024 05:55:03 - dpa-AFX: ROUNDUP: USA wollen Israel wohl neue Waffen liefern - Die Nacht im Überblick

WASHINGTON/TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Während die israelische Armee tiefer in
die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens vorrückt, planen die USA als
wichtigster Verbündeter Medienberichten zufolge eine neue milliardenschwere
Waffenlieferung an den jüdischen Staat. UN-Generalsekretär António Guterres
zeigte sich "entsetzt" über die israelische Militäroffensive. "Diese
Entwicklungen erschweren den Zugang für humanitäre Hilfe weiter und
verschlimmern die ohnehin schon schlimme Situation. Gleichzeitig feuert die
Hamas weiterhin wahllos Raketen ab", sagte sein Sprecher Stéphane Dujarric am
Dienstag. Der in Israels Kriegskabinett sitzende Ex-General Benny Gantz rief zu
mehr internationalem Druck auf die Hamas auf. Dieser Forderung habe er bei einem
Telefonat mit dem nationalen Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake
Sullivan, Ausdruck verliehen, schrieb Gantz am Dienstagabend auf X.

Armeesprecher: Berichte über Geiseln in Rafah

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Spannungen wegen des Vorrückens der
israelischen Armee in Rafah will Sullivan dem Nachrichtenportal "Axios" zufolge
an diesem Wochenende nach Saudi-Arabien und Israel reisen. Die USA als
wichtigster Verbündeter hatten Israel insbesondere wegen der befürchteten
Konsequenzen für die Zivilbevölkerung immer wieder vor einer großen
Bodenoffensive in der an Ägypten grenzenden Stadt gewarnt. Israel will in Rafah
die letzten Bataillone der Hamas zerschlagen. Nach Erkenntnissen des Militärs
befinden sich in dem Gebiet auch israelische Geiseln. Das hätten Offiziere
Israels Generalstabschef Herzi Halevi bei dessen Truppenbesuch im östlichen Teil
von Rafah am Dienstag berichtet, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Abend.

Israelische Truppen waren nach Augenzeugenberichten mit Panzern tiefer in
die Stadt vorgedrungen, die sich am Dienstag von Osten aus in weiter westlich
gelegene Viertel bewegten. Hagari ging auf die Berichte nicht ein.

US-Präsident Biden hatte Israel vergangene Woche damit gedroht, dass eine
größere Bodenoffensive in der mit Binnenflüchtlingen aus anderen Teilen des
Gazastreifens überfüllten Stadt Konsequenzen für US-Waffenlieferungen haben
könnte. Nach einer großen Bodenoffensive sehe es aber gegenwärtig nicht aus,
sagte seine Sprecherin am Dienstag. US-Medien zufolge plant die US-Regierung nun
eine neue Waffenlieferung an Israel im Volumen von mehr als einer Milliarde
US-Dollar (rund 924 Millionen Euro). Sie enthalte Panzermunition, taktische
Fahrzeuge und Mörsergranaten, hieß es unter Berufung auf nicht genannte Quellen.
Die US-Regierung habe den Genehmigungsprozess im Kongress angestoßen.

UN: Tödliche Schüsse auf UN-Auto wohl von israelischem Panzer

Die Vereinten Nationen gehen unterdessen nach dem Tod eines indischen
Mitarbeiters davon aus, dass sein Auto von einem israelischen Panzer beschossen
wurde. Das teilte UN-Sprecher Farhan Haq am Dienstag in New York mit. "Wir sind
im Gespräch mit Israel, um genau herauszufinden, wie es zu diesem Vorfall kam",
sagte Haq. Eine weitere verletzte Jordanierin werde in einem Krankenhaus
behandelt.

In Rafah hatten bis vergangene Woche rund eine Million Menschen Schutz vor
Kämpfen im übrigen Gazastreifen gesucht. Inzwischen haben laut UN-Schätzungen
binnen einer Woche fast 450 000 Menschen die an Ägypten grenzende Stadt wieder
verlassen.

Armee: Luftangriff auf Hamas-Kommandozentrum in Schule

Das israelische Militär meldete unterdessen die Tötung von mehr als zehn
Hamas-Mitgliedern bei einem gezielten Luftangriff auf ein Kommandozentrum der
Islamistenorganisation in einer Schule. Die Räumlichkeiten seien vom
militärischen Flügel der Hamas genutzt worden, um Angriffe auf das israelische
Militär im Gazastreifen zu planen, sagte ein Armeesprecher am Dienstag. Die
Hamas habe den "Kriegsraum" mitten in einer Schule des
UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) eingerichtet. Laut der von der Hamas
kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bei dem Angriff 15 Binnenflüchtlinge
getötet. Keine der Angaben konnte zunächst unabhängig geprüft werden.

Es brauche unbedingt mehr internationalen Druck auf die Hamas, schrieb der
israelische Minister Gantz nach seinem Telefonat mit Sullivan auf X. Zugleich
bleibe der militärische Druck auf die Terrororganisation nötig, "um eine
Vereinbarung zur Rückgabe der Geiseln zu erreichen und die Bedrohung durch die
Hamas zu beseitigen", schrieb er. Die Bemühungen um eine Waffenruhe sind dem
Vermittlerstaat Katar zufolge nahezu zum "Stillstand" gekommen. Es gebe
grundlegende Unstimmigkeiten zwischen der Hamas und Israel, sagte Katars
Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani am Dienstag in Doha.

Pentagon: In Kürze erste Hilfen über temporären Hafen

Über einen temporären Hafen des US-Militärs vor der Küste des Gazastreifens
sollen in Kürze erste Hilfsgüter eintreffen. "In den kommenden Tagen werden die
Vereinigten Staaten als Teil einer internationalen Anstrengung in Abstimmung mit
den Vereinten Nationen und dem Welternährungsprogramm damit beginnen, die
Lieferung von humanitärer Hilfe in den Gazastreifen über den zypriotischen
Seekorridor zu ermöglichen", sagte Pentagon-Sprecher Pat Ryder am Dienstag in
Washington. "Wir rufen alle Parteien auf, die Lieferung lebensrettender Hilfe
nicht zu behindern." Der temporäre Hafen soll künftig als Drehscheibe für die
Lieferung von Hilfsgütern für die notleidende Zivilbevölkerung in Gaza dienen.

Was am Mittwoch wichtig wird

Die Palästinenser erinnern an die Flucht und Vertreibung von mehr als 700
000 Palästinensern während des ersten Nahost-Kriegs 1948. Die Palästinenser
begehen den sogenannten Nakba-Tag (Tag der Katastrophe) jedes Jahr am 15. Mai
und damit einen Tag nach dem Jahrestag der israelischen Staatsgründung vom 14.
Mai 1948./ln/DP/zb

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