08.05.2024 11:31:18 - dpa-AFX: HINTERGRUND/BVB im Partyrausch: Wembley als historischer Coup

PARIS (dpa-AFX) - Jadon Sancho tanzte singend auf dem Tisch, hier und da
hatten die siegestrunkenen Champions-League-Helden von Borussia Dortmund schon
eine Flasche Bier in der Hand. Kurz nach dem Abpfiff des sensationellen 1:0
(0:0) im Halbfinal-Rückspiel bei Paris Saint-Germain begann für den BVB in der
Umkleide des Prinzenpark-Stadions die Einstimmung auf den großen Final-Traum in
Wembley. "Es war schwer, die Jungs aus der Kabine zu bekommen. Man versackt da
schnell", sagte Julian Brandt.

Dortmunder Party bis zum Morgen

Noch in der Nacht verbreiteten sich in den sozialen Medien Videos der
BVB-Party. Die Mannschaft schmetterte euphorisch den eigentlich eher ruhigen
Popsong "Someone Like You" von Adele. Der große Tisch in der Kabine wurde
zwischenzeitlich zur Rutschbahn zweckentfremdet. "Vor fünf oder sechs Uhr"
sollte es nicht ins Bett gehen, kündigte Nico Schlotterbeck an. Teamkollege
Marcel Sabitzer wirkte ähnlich beseelt: "Wenn du heute nicht feierst, wirst du
nie mehr feiern."

Dass bereits am kommenden Samstag das nächste Bundesliga-Spiel in Mainz
ansteht, geriet an diesem für den BVB historischen Abend gänzlich in
Vergessenheit. Aus Freude über den dritten Finaleinzug in der Champions League
nach dem Triumph gegen Juventus Turin von 1997 und der bitteren 1:2-Niederlage
2013 in Wembley gegen den FC Bayern ließen es die BVB-Profis mächtig krachen.
Die T-Shirts mit der Aufschrift "Yellow Wonder Wall" und "London 2024 - Finale"
lagen schon am Spielfeldrand bereit und wurden flugs übergestreift.

"In der Kabine war die Hölle los. Laute Musik, Alkohol, gute Stimmung",
verriet Sportdirektor Sebastian Kehl. "Sicher das ein oder andere Glas Rotwein"
werde getrunken werden. "Vielleicht kommt auch mal eine Zigarre raus", sagte der
Ex-Nationalspieler, der 2013 im Kader stand.

Der andere BVB in der Königsklasse

Wie so oft in dieser zumindest in der Bundesliga eher bescheidenden Saison
wuchs der BVB auf internationalem Terrain über sich hinaus. Dank einer
leidenschaftlichen Abwehrleistung blieb das Team von Trainer Edin Terzic gegen
das Starensemble um Kylian Mbappé ohne Gegentor - sowohl im Hin- (1:0) als auch
im Rückspiel. Dass bei gleich vier Aluminium-Treffern des französischen Meisters
am Dienstag auch Glück im Spiel war, konnte die Freude der Dortmunder nicht
trüben: "Wir haben in der Liga zu Recht viel auf die Schnauze bekommen", befand
Brandt. "Aber in der Champions Lage haben wir ein ganz anderes Gesicht gezeigt.
Deshalb haben wir uns das Finale verdient."

Die internationale Presse bewertete das ähnlich. "Es war ein Abend, an dem
Borussia Dortmund eines der schönsten Kapitel seiner Geschichte schrieb, an dem
eine scheinbar unscheinbare Mannschaft - ohne große Namen - etwas völlig
Erstaunliches vollbrachte", kommentierte der englische "Guardian". "Dortmund
erobert Paris, während PSG und Mbappé straucheln", titelte die spanische Zeitung
"Marca". "Die Mannschaft von Edin Terzic hatte zwar schwächere Spieler, aber
eine größere kollektive Stärke, und sie hat sich den Einzug ins Finale im
kommenden Monat redlich verdient", befand "The Telegraph".

Der Spieler des Spiels

Angeführt von einem erneut überragenden Hummels, der im internationalen
Rampenlicht zum bereits vierten Mal in dieser Saison zum "Man of the Match"
gekürt wurde und mit seinem wuchtigen Kopfball in der 50. Minute den Siegtreffer
erzielte, veredelten die Dortmunder ihren starken Auftritt in der Königsklasse.
Schon die wohl schwerste Gruppe mit Paris, Newcastle und AC Mailand hatten sie
als Sieger abgeschlossen. Mit jeder Partie stieg das Selbstvertrauen. "Ich habe
eh viel zu wenig Champions-League-Tore geschossen in meiner Karriere. Das ist
ein guter Zeitpunkt aufzustocken", scherzte Matchwinner Hummels.

Ungeachtet der Außenseiterrolle der Borussia für das Finale räumt der 35
Jahre alte Routinier, dessen Vertrag beim BVB zum Saisonende ausläuft und dessen
Zukunft noch immer ungeklärt ist, seiner Mannschaft gute Titel-Chancen ein: "Es
gibt für uns gar keinen Grund, nicht daran zu glauben, das Finale zu gewinnen."

Neben Hummels geht Trainer Terzic als großer Sieger aus der Partie hervor.
Sein taktischer Plan gegen Paris erwies sich in beiden Partien als ideal und
ließ seine Kritiker verstummen. Der noch Ende Dezember vom Rauswurf bedrohte
41-Jährige wurde von den Fans in Sprechchören gefeiert. "Genugtuung verspüre ich
nicht, die Freude überwiegt", sagte er freudestrahlend. Auf die Frage, wie man
sich als Champions-League-Finalist fühlt, antwortete er: "Das hört sich gut an
- surreal."

Nur mit der Finalteilnahme mag sich Taktgeber Brandt nicht zufriedengeben.
"Alle wissen, wir haben noch nichts gewonnen, sondern uns nur für eine neue
Erfahrung qualifiziert" Marco Reus, der neben Hummels schon 2013 beim Finale
gegen die Bayern als einziger BVB-Profi bereits dabei war, sah das ganz ähnlich
"Jetzt müssen wir den Henkelpott holen, sonst wäre es scheiße."/bue/DP/mis
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
BORUSSIA DORTMUND 549309 Frankfurt 4,150 23.05.24 14:53:17 -0,015 -0,36% 0,000 0,000 4,095 4,165

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