05.07.2024 15:56:31 - dpa-AFX: WDH/ROUNDUP/Industrie enttäuscht: Produktion und Aufträge sinken deutlich

(falsches Wort in Überschrift ersetzt: und)

WIESBADEN/BERLIN (dpa-AFX) - Die deutsche Industrie kommt nicht aus den
Startlöchern: Im Mai haben sowohl Produktion als auch Auftragsentwicklung
enttäuscht. Die Gesamtherstellung ging zum Vormonat um 2,5 Prozent zurück, wie
das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden bekannt gab. Es ist der
deutlichste Rücksetzer seit Ende 2022. Analysten hatten im Schnitt mit einem
leichten Anstieg um 0,1 Prozent gerechnet.

Die schwachen Produktionsdaten folgen auf enttäuschende Auftragszahlen vom
Vortag. Demnach sind die Industriebestellungen im Mai das fünfte Mal in Folge
gesunken. Der Rückgang auf Monatssicht betrug 1,6 Prozent. Im Jahresvergleich
gingen 8,6 Prozent weniger Aufträge ein.

Die Produktion entwickelte sich auf Jahressicht ebenfalls schwach, zum
Vorjahresmonat brach sie um 6,7 Prozent ein. "Eine weitere Hiobsbotschaft von
der Industrie", kommentierte Ökonom Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank
Baden-Württemberg. "Es scheint, als sei eine Wende zum Besseren weiter entfernt
denn je." Die deutsche Wirtschaft erlebe das zweite Jahr Stagnation in Folge.

Dabei hatte es in den vergangenen Wochen einige Lichtblicke gegeben: Die
Unternehmensstimmung hatte sich tendenziell aufgehellt, mehrere hochrangige
Wirtschaftsinstitute hatten ihre Wachstumserwartungen nach oben gesetzt - wenn
auch von niedrigem Niveau aus. Doch all das könnte schon wieder ins Wanken
geraten: "Die deutsche Wirtschaft verliert erneut an Fahrt", erklärte Chefökonom
Carsten Brzeski von der Bank ING.

Das Bundeswirtschaftsministerium sprach in einem Kommentar nüchtern von
einer zunächst verhaltenen Industriekonjunktur. "Erst im Zuge der weiteren
Erholung des Welthandels und der allmählichen Belebung der Nachfrage nach
Industrieerzeugnissen dürfte sich die Produktion stabilisieren."

Im Detail konnte im Mai nur der Energiesektor überzeugen. Er erhöhte seinen
Ausstoß zum Vormonat um 2,6 Prozent. Dagegen ging die Warenproduktion in der
Industrie um 2,9 Prozent zurück. Am Bau war die Aktivität ebenfalls deutlich
schwächer, das Minus betrug 3,3 Prozent.

Nicht nur für die deutsche Industrie lief es im Mai schlecht. Auch in
Frankreich - nach Deutschland die zweitgrößte Volkswirtschaft im Euroraum - fiel
die Produktion schwach aus. Nach Zahlen des Statistikamts Insee sank die
Gesamtherstellung von April auf Mai um 2,1 Prozent. In Spanien - nach
Wirtschaftskraft die Nummer vier der Eurozone - ging die Produktion im Mai
ebenfalls zurück, wenn auch nur leicht./bgf/mis/he

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