07.07.2024 14:51:09 - dpa-AFX: VERMISCHTES: Alec Baldwin vor Gericht - Prozess um fahrlässige Tötung

SANTA FE (dpa-AFX) - Das tödliche Drama auf der Bonanza Creek Ranch, einem
beliebten Western-Drehort in New Mexico, liegt bald drei Jahre zurück. Am 21.
Oktober 2021 zückte Alec Baldwin in Westernkluft bei Proben für den Film Rust"
einen Revolver. Doch statt harmloser Patronen löste sich scharfe Munition. Eine
Kugel durchbohrte die Kamerafrau Halyna Hutchins und traf dann den hinter ihr
stehenden Regisseur Joel Souza an der Schulter. Sie wurde tödlich verletzt, er
kam mit leichteren Verletzungen davon. Jetzt muss sich Hollywood-Star Baldwin
wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten.

Knapp 30 Kilometer von der Filmranch entfernt, im Bezirksgericht von Santa
Fe, läuft das Verfahren "State v. Alexander Rae Baldwin" am Dienstagmorgen
(Ortszeit) an. Zum Auftakt des schlagzeilenträchtigen Prozesses wird die Jury
ausgewählt. Am Ende müssen zwölf Geschworene ein Urteil fällen. Bei einem
Schuldspruch drohen Baldwin bis zu 18 Monate Haft.

Hin und Her um das Verfahren

Bis zuletzt war es ein Tauziehen zwischen der Anklage in dem Wüstenstaat New Mexico und Baldwins New Yorker Anwälten. Die Verteidiger des Schauspielers zogen
alle Register, um den Prozess noch abzuwenden. Zuletzt argumentierten sie, dass
die Waffe, aus der sich der Schuss gelöst hatte, bei späteren Untersuchungen von
FBI-Ermittlern beschädigt worden sei. Damit würde ihnen zur Verteidigung ihres
Mandanten ein möglicherweise entlastendes Beweismittel fehlen. Zuvor hatten
Baldwins Anwälte Formfehler moniert. Doch die als taff geltende Richterin Mary
Marlowe Sommer ließ sich nicht erweichen. Alle Anträge auf eine Einstellung des
Verfahrens blitzten bei ihr ab.

Sommer gibt auch einen straffen Rahmen vor. Für den Prozess hat sie nur
knapp zwei Wochen angesetzt, obwohl beide Seiten lange Listen mit möglichen
Zeugen und dutzenden Beweismitteln zur Vorlage eingereicht haben. Im
Gerichtssaal sind Kameras zugelassen - per Livestream wird das Verfahren in alle
Welt verbreitet. Damit dürfte Baldwin (66) ungewollt im Rampenlicht stehen.

Waffenmeisterin bereits verurteilt

Das war auch schon in diesem Frühjahr der Fall, als die junge
Waffenmeisterin Hannah Gutierrez-Reed in Santa Fe vor Gericht stand. Sie war bei
dem Dreh für Sicherheit beim Umgang mit Waffen verantwortlich. Wie die scharfe
Munition an das Set kam, war eine der Kernfragen bei dem Prozess. Neben
Platzpatronen und sogenannten Dummy-Patronen fanden die Ermittler sechs echte
Patronen. Eine davon wurde beim Laden in die Revolvertrommel eingelegt. Die
Anklage hielt Gutierrez-Reed vor, Sicherheitsvorkehrungen missachtet und die
Munition nicht geprüft zu haben. Die Jury sprach die junge Frau im März wegen
fahrlässiger Tötung schuldig. Richterin Sommer verhängte die Höchststrafe - 18
Monate Haft.

Das ist kein gutes Omen für Baldwin. Denn schon in dem ersten
"Rust"-Strafprozess fiel ständig sein Name - als Hauptdarsteller und Produzent
des Low-Budget-Westerns machte die Anklage ihn und andere Filmmitwirkende für
mangelnde Sicherheit am Set verantwortlich. Die Produzenten hätten sich über
Vorsichtsmaßnahmen hinweggesetzt, um schnelles Geld zu machen, hieß es.

Baldwin wehrt sich gegen die Vorwürfe

Auf den Todesschuss folgte für Baldwin eine juristische Achterbahnfahrt. Nur wenige Wochen danach beteuerte er in einem TV-Interview: "Ich habe nicht
abgedrückt". Er würde niemals mit einer Waffe auf eine Person zielen und
abdrücken. Er habe "keine Ahnung", wie die scharfe Munition ihren Weg in die
Waffe fand. Die Schuld an dem fatalen Unfall wies er stets von sich.

Die erste Anklage gegen Baldwin und Gutierrez-Reed kam dann im Januar 2023,
doch die Vorwürfe gegen den Schauspieler wurden drei Monate später zunächst
wieder fallengelassen. Es seien weitere Untersuchungen und forensische Analysen
erforderlich, hieß es damals. Die FBI-Ermittler prüften unter anderem, ob eine
mögliche Fehlfunktion des Colts zum Auslösen hätte führen können. Einem
Gutachten von Schusswaffenexperten zufolge muss der Abzug aber betätigt worden
sein. Mit neuen Beweisen in der Hand ging die Anklage im Januar 2024 wieder
gegen Baldwin vor - der plädierte erneut auf "nicht schuldig".

Baldwin hat große Familie

Der Star aus Filmen und Serien wie "Jagd auf Roter Oktober", "Blue Jasmine"
oder "30 Rock" kennt beruflich extreme Höhen und Tiefen, auch privat sorgte er
oft für Schlagzeilen. Er kämpfte mit Alkohol- und Drogensucht, lieferte sich
einen bitteren Scheidungs- und Sorgerechtsstreits mit Kim Basinger um die
gemeinsame Tochter Ireland.

Seit 2012 ist er mit der Yoga-Lehrerin Hilaria Baldwin (40) verheiratet, das Paar hat sieben Kinder. Im September 2022, ein knappes Jahr nach dem
Todesschuss, war ihre jüngste Tochter zur Welt gekommen. Seit vorigem Jahr ist
Baldwin auch Opa, durch den ersten Nachwuchs von Tochter Ireland (28).

Ungeachtet des Prozesses und einer möglichen Haftstrafe kündigte Baldwin
Anfang Juni ein neues Familienprojekt an. Die Reality-Show "The Baldwins" werde
im kommenden Jahr beim US-Sender TLC starten, teilte das Ehepaar in einem Video
bei Instagram mit. "Wir laden euch in unser Zuhause ein, um unsere Hochs und
Tiefs mitzuerleben, das Gute, das Schlechte, das Wilde und das
Verrückte."/mub/DP/he

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