27.05.2024 13:27:37 - dpa-AFX: Börse Frankfurt-News: "Aktienstimmung bleibt stabil" (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Dass die US-Notenbank die Zinsen doch nicht
so schnell senken dürfte, ist am Markt angekommen. Die Ernüchterung darüber hält
sich aber in Grenzen - zu gut sind die Quartalszahlen der Unternehmen und deren
Ausblicke.

27. Mai 2024. Der DAX tritt weiter auf der Stelle. "Von steigendem Interesse an
Aktien kann derzeit keine Rede sein", bemerkt Helaba-Analyst Ulrich Wortberg.
Noch immer belasteten die nachlassenden Zinshoffnungen in den USA. Der DAX steht
am Montagmorgen bei 18.709 Punkten. Am Freitag zum Handelsschluss waren es
16.693 Zähler. Die US-Börsen waren vor dem Wochenende mit Gewinnen aus dem
Handel gegangen: Der S&P 500 stieg um 0,70 Prozent auf 5.305 Punkte, der Nasdaq
100 um knapp 1 Prozent auf 18.808 Zähler. Am heutigen Montag dürfte es ruhig
zugehen: Die Börsen in den USA und Großbritannie bleiben feiertagsbedingt
geschlossen.

Nach Einschätzung von Wortbergs Kollege Markus Reinwand sind die Indizes durch
die zuletzt wieder stark gestiegenen Notierungen kurzfristig technisch
u?berhitzt. Eine Konsolidierung sei somit durchaus gesund, um den Abstand zur
200-Tage-Linie nicht zu groß werden zu lassen. Er geht davon aus, dass die
Frequenz der Wellenbewegungen in den kommenden Monaten insgesamt zunehmen wird -
mit unter dem Strich moderaten Kurszuwa?chsen. Das Umfeld fu?r Aktien sei
derzeit noch gu?nstig. "Daher sollte man sich nicht zu fru?h von Positionen
trennen und Gewinne einfach laufen lassen."

KI-Phantasie, abebbende Zinsangst, weltkonjunkturelle Stabilisierung

Laut Robert Halver von der Baader Bank haben falkenhaftere, also auf hohe
Leitzinsen hinweisende Töne aus dem Protokoll der vergangenen Fed-Sitzung die
Aktienmärkte irritiert. Sie sorgten aber immer weniger für Ernüchterung. "Das
liegt auch an der Erkenntnis, dass die Zinspolitik der Fed nicht wirklich als
restriktiv zu bezeichnen ist", meint Halver. Ohnehin stützten die
Wachstumsphantasien sowie Bilanzzahlen aus dem Halbleiterbereich. Erfreulich
stimme zudem, dass die Analysten die Nettogewinnerwartungen für "Corporate
America" für die kommenden zwölf Monate im Trend weiter anhöben. Mit
Konsolidierungen sei zwischendurch zwar immer wieder zu rechnen. "Mit Blick auf
KI-Phantasie, Abebben der Zinsangst, weltkonjunkturelle Stabilisierung und dem
Ausbleiben großer realer geopolitischer Konflikte bleibt die Aktienstimmung
jedoch stabil."

"Kraftvoller Motor" für den Aktienmarkt

Auch nach Einschätzung von Marthel Edouard von der Weber Bank gibt es derzeit
viel Positives über Aktien zu berichten: "Neben den verbesserten Konjunkturdaten
aus Europa und den attraktiven Dividendenausschüttungen sind dies vor allem die
starken Ergebnisse der Unternehmensberichtssaison." In den USA und in Europa
hätten rund 70 Prozent der Unternehmen die Erwartungen zum Teil deutlich
übertroffen. Die überraschend gute Gewinnentwicklung sei zudem nicht auf
einzelne Unternehmen oder Branchen beschränkt, sondern habe in der Breite
überzeugt. Das aktuelle Marktumfeld einer verbesserten Konjunktur, eines starken
Arbeitsmarktes und eines nachlassenden Kostendrucks bei den Unternehmen erweise
sich als kraftvoller Motor. Auch seien die Aussichten kaum schlechter. Insgesamt
hält die Bank an ihrer mittelfristig positiven Einschätzung für die Aktienmärkte
fest. Allerdings könnten die zahlreichen geopolitischen Krisen und auch der
wieder aufflammende Handelskonflikt zwischen den USA und China kurzfristig für
Verstimmung sorgen.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche

Montag, 27. Mai

USA: Memorial Day. Die Ma?rkte bleiben geschlossen.

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Mai.

Mittwoch, 29. Mai

14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Mai. Die Commerzbank rechnet mit 2,3
Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Freitag, 31. Mai

3.30 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex Mai. Die Industrie war der DekaBank
zufolge in den vergangenen Monaten die wichtigste Stütze der chinesischen
Konjunktur. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe werde sich im
Mai mit 50,2 Punkten wohl über der Expansionsmarke von 50 Punkten gehalten haben
und damit den positiven Trend bestätigen.

11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Mai. Die Inflationsrate dürfte laut
Commerzbank im Mai leicht auf 2,5 Prozent gestiegen sein. Die Kernrate werde
wohl ihren Abwärtstrend vorerst beenden und wie im Vormonat 2,7 Prozent
betragen.

14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie April.
Der Index dürfte um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen sein, meint
die DekaBank. Aber selbst ein leichtes Unterschreiten bedeute, dass sich die
monatliche Preisdynamik oberhalb des Zielbereichs der Fed befinde.

Von Anna-Maria Borse, 27. Mai 2024, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die
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