17.05.2024 15:34:21 - dpa-AFX: POLITIK/Falschaussage im NSU-Prozess: Zeuge zu Bewährungsstrafe verurteilt

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Sechs Jahre nach dem Ende des Münchner NSU-Prozesses ist
ein Zeuge wegen uneidlicher Falschaussage zu einer Freiheitsstrafe von neun
Monaten verurteilt worden. Das Amtsgericht München habe diese zur Bewährung
ausgesetzt, teilte ein Gerichtssprecher auf Nachfrage mit. Zuvor hatte der
Bayerische Rundfunk berichtet.

Der Mann, ein ehemaliges Mitglied der Chemnitzer Neonazi-Szene, hatte dem
Bericht zufolge seine Falschaussage vom November 2014 vor Gericht eingeräumt -
im Zuge eines Deals zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung. Im NSU-Prozess
hatte der Zeuge damals vehement bestritten, die Angeklagten um Beate Zschäpe zu
kennen. Sein Ausweis war allerdings in der ausgebrannten Fluchtwohnung des Trios
gefunden worden. Zudem hatte er, wie aus Akten hervorging, bis 2011 SMS-Kontakt
mit einem der vier Mitangeklagten.

Der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) war eine Terrorzelle,
bestehend aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die von 2000 an
jahrelang unerkannt zehn Morde in ganz Deutschland verübte. Opfer waren neun
Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche
Polizistin. Mundlos und Böhnhardt töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu
entgehen. Zschäpe, die einzige Überlebende des Trios, wurde 2018 vom Münchner
Oberlandesgericht zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt./ctt/bsj/DP/men

© 2000-2024 DZ BANK AG. Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen | Impressum
2024 Infront Financial Technology GmbH