14.05.2024 15:10:44 - dpa-AFX: ROUNDUP: Deutsche Pfandbriefbank will viele US-Kredite abstoßen - Aktie gewinnt
GARCHING (dpa-AFX) - Die Deutsche Pfandbriefbank will sich
nach ihrer monatelangen Krise von riskanteren Darlehen trennen. Der Verkauf
eines 900 Millionen Euro schweren Pakets mit Krediten für Büros, Wohngebäuden
und Hotels in den USA und Großbritannien stehe kurz vor dem Abschluss, sagte der
neue Vorstandschef Kay Wolf bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag. Im
ersten Quartal legte die Bank einen weiteren Batzen Geld für drohende
Kreditausfälle zurück. Trotzdem schrieb sie wieder klar schwarze Zahlen, nachdem
sie Ende 2023 wegen der Krise rund um Gewerbeimmobilien in den USA sogar in die
Verlustzone geraten war.
Bei dem Käufer des Kreditpakets handelt es sich laut Insidern um den
US-Finanzinvestor Blackstone . Der Vertrag solle bereits am
Mittwoch abgeschlossen werden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter
Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Bankchef Wolf wollte sich zum
Namen des Käufers in einer Videokonferenz nicht äußern.
Aus seiner Sicht sollen solche Deals jedoch keine Ausnahme bleiben. "Wir
wollen deutlich dynamischer und flexibler werden", sagte er. Er will den
Kreditbestand der Bank stärker mit Blick auf Rendite und Risiko managen.
Zunächst soll der Verkauf die Risiken des Instituts in den USA und
Großbritannien verkleinern. Von dem Volumen in Höhe von 900 Millionen Euro
entfielen 500 Millionen auf die Vereinigten Staaten, erklärte Wolf. Dort stehen
viele Büroflächen leer, etwa wenn sie von Lage oder Ausstattung her für Mieter
weniger attraktiv sind. Manche Eigentümer können ihre Kreditraten nicht mehr
bezahlen und der Wert solcher Immobilien ist stark gesunken. Damit brachen der
Pfandbriefbank die Sicherheiten für einige Kredite weg.
Die entsprechenden Rückstellungen führten dazu, dass der Vorsteuergewinn des
Instituts im vergangenen Jahr um mehr als die Hälfte auf 90 Millionen Euro
zusammensackte. Im laufenden Jahr soll der Profit wieder höher ausfallen,
versicherte Wolf. Eine Zahl wollte er auf Nachfrage jedoch nicht nennen. Die
Bank werde auch 2024 eine erhöhte Risikovorsorge für Kreditausfälle vornehmen.
Dies gelte vor allem für die erste Jahreshälfte.
Trotz des Verkaufs von Kreditbeständen soll das Geschäft der Bank nicht
schrumpfen. Wolf plant weiterhin einen Kreditbestand von 30 bis 31 Milliarden
Euro. Im ersten Quartal zeichnete das Institut nur Neugeschäft im Umfang von 700
Millionen Euro, rund 300 Millionen weniger als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr
sollen es wie angekündigt 6 bis 7 Milliarden Euro werden.
Im ersten Quartal verdiente die Pfandbriefbank vor Steuern 34 Millionen Euro
und damit zwei Millionen mehr als ein Jahr zuvor, wie sie in Garching bei
München mitteilte. Der Überschuss stieg von 27 auf 29 Millionen Euro. Allerdings
legte die Bank erneut viel Geld für gefährdete Kredite zurück: Die
Risikovorsorge wuchs im Jahresvergleich von 2 auf 47 Millionen Euro. Ein
gestiegener Zinsüberschuss machte dies mehr als wett.
An der Börse wurden die Neuigkeiten mit Erleichterung aufgenommen: Die lange
gebeutelte Aktie der Pfandbriefbank gewann bis zum frühen Nachmittag mehr als
sieben Prozent auf 5,60 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im
Kleinwerte-Index SDax . Vor rund zwei Jahren im April 2022 war das
Papier jedoch noch mehr als doppelt so teuer gehandelt worden. Danach ging es
abwärts - vor allem, seit sich im Jahr 2023 die Auswirkungen der
US-Immobilienkrise abzeichneten. Seit Anfang März erholte sich der Kurs dann
wieder ein gutes Stück weit./stw/niw/jha/