19.09.2023 10:30:02 - dpa-AFX: HINTERGRUND: Energie hat ihren Preis - Verbraucherschützer raten zum Vergleich

DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Strom und Erdgas sind für Haushalte in den
vergangenen zwölf Monaten im Durchschnitt deutlich günstiger geworden.
Verbraucherschützer sehen dennoch weiteres Sparpotenzial bei den beiden
wichtigsten netzgebundenen Energieträgern. "Neukunden bekommen bei Strom wieder
Tarife für im Schnitt 30 Cent pro Kilowattstunde, bei Gas sind es rund 9 Cent
pro Kilowattstunde", sagt Amelie Vogler von der Verbraucherzentrale
Nordrhein-Westfalen. Den bevorstehenden Beginn der Heizperiode hält die
Energieexpertin für einen "guten Zeitpunkt, um zu wechseln".

Durchschnittspreise Strom und Gas liegen unter Preisbremsen

Das finden die Vergleichs- und Wechselportale Verivox und Check24 auch - und rechnen vor: Beim Vergleichsportal Check24 zahlt ein Musterhaushalt derzeit für
Strom 37,3 Cent je Kilowattstunde, 13 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Das
Portal Verivox kommt auf 38,9 Cent. Bei Erdgas sind die Preise für
Durchschnittshaushalte noch deutlicher gefallen: Bei Check24 um 48 Prozent auf
11,3 Cent je Kilowattstunde, bei Verivox auf 11,9 Cent. Die Preisdeckel der
Energiepreisbremsen werden damit unterschritten. Sie liegen für Privathaushalte
für Strom bei 40 Cent und für Gas bei 12 Cent, jeweils je Kilowattstunde.

Grundversorger-Tarife oft oberhalb der Preisbremsen

Vor allem auf die Tarife der Grundversorger, also die Unternehmen mit den
jeweils meisten Kundinnen und Kunden in einem Versorgungsgebiet, haben die
Portale es abgesehen: "Obwohl es aktuell zu vereinzelten Preissenkungen bei
Grundversorgern kommt, liegen immer noch knapp 70 Prozent der Gastarife oberhalb
der Preisbremse, bei Stromgrundversorgern sind es 59 Prozent", sagt der
Energiechef von Check24, Steffen Suttner. Auch wenn die Grundversorgungstarife
unterhalb der Preisbremsen lägen, seien alternative Anbieter flächendeckend
deutlich günstiger.

Viele Grundversorger wollen Preise senken

Grundversorger haben allerdings in großer Zahl auch Preissenkungen
angekündigt. Verivox sind für September, Oktober und November bislang 146
Strompreissenkungen von Grundversorgern bekannt. "Die Preise sinken um
durchschnittlich 16 Prozent, was für eine dreiköpfige Familie mit einem
Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden eine Entlastung von rund 351 Euro
bedeutet", rechnet Verivox-Experte Thorsten Storck vor. Einige würden aber auch
erhöhen. Zehn Grundversorger würden ihre Preise um durchschnittlich 3,5 Prozent
anheben. "Das entspricht Mehrkosten von 52 Euro pro Jahr." Bei Gas sind Verivox
für die drei Monate bisher 112 Preissenkungen bekannt. Im Schnitt gingen die
Preise dabei um 26 Prozent runter. Gleichzeitig hätten neun Gas-Grundversorger
Erhöhungen um durchschnittlich 5 Prozent angekündigt.

Ein Wechsel lohne sich in den meisten Fällen, sagt Vogler. "Verbraucherinnen und Verbraucher sollten allerdings ihre Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen
prüfen und im Blick haben." Wer auf Nummer sicher gehen will, könne auch eine
Preisgarantie abschließen, beispielsweise von 12 Monaten. "Damit schützt man
sich vor steigenden Beschaffungskosten der Versorger." In der Grundversorgung
hat man diese Garantie nicht, betont die Expertin. "Hier können Preise jederzeit
mit einer Frist von sechs Wochen angepasst werden. Aber man kann auch jederzeit
mit einer Frist von zwei Wochen aus der Grundversorgung austreten."

Strom-Experten rechnen nicht mit "Preisexplosionen"

Strommarktexperten rechnen in der nächsten Zeit nicht mit großen
Preisausschlägen. "Sofern wir von einem durchschnittlichen Winter und keinen
geopolitischen Extremereignissen ausgehen, deutet nichts auf Preisexplosionen am
Strommarkt in den kommenden Quartalen und im nächsten Jahr hin", sagt
Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis. Die
aktuellen Großhandelspreise für Lieferungen in den kommenden Monaten und in 2024
tendierten seitwärts oder leicht fallend. "Die Strom-Endverbraucherpreise
dürften sich daher auch in der nahen Zukunft im Mittel im Bereich von 30 bis 35
Cent je Kilowattstunde bewegen."

Gas-Experten bewerten Markt weiterhin als "angespannt"

Bei Erdgas sehen Experten größere Unwägbarkeiten. So seien die
Großhandelspreise im kommenden Winter vom LNG-Angebot im Weltmarkt, der
Verfügbarkeit von Pipeline-Gas sowie der Temperaturentwicklung, aber auch von
der Einsparung durch Industrie und Haushalten abhängig, sagt
Enervis-Gasmarktexperte Sebastian Gulbis. "In einem besonders kalten Winter
können erneut hohe Preise auftreten und in einem warmen Winter vergleichsweise
niedrige Preise. Der Markt ist weiterhin angespannt." Für Haushaltskunden dürfte
daneben auch die Wiederherstellung des Mehrwertsteuersatzes eine Rolle spielen,
so Gulbis.

Wegen der hohen Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine
hatte die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz für Gas vorübergehend von 19
auf 7 Prozent gesenkt und Gas so billiger gemacht. Nun soll diese Sonderregelung
drei Monate früher als geplant bereits zum Jahreswechsel auslaufen, heißt es in
Regierungskreisen.

Sparen schont den Geldbeutel

"Sparen ist auch weiterhin wichtig", sagt denn auch Verbraucherschützerin
Vogler. Zwar habe sich die Lage vom letzten Jahr wieder deutlich beruhigt. Gas
sei aber nach wie vor ein knappes und teures Gut. "Außerdem entlastet jede
gesparte Kilowattstunde Strom oder Gas auch den eigenen Geldbeutel."

Heizöl momentan wieder teurer

Während knapp die Hälfte der Wohnungen in Deutschland mit Erdgas beheizt
wird, kommt Heizöl auf etwa ein Viertel. Auch dort sind die Preise seit
Jahresbeginn gesunken - zunächst. "Von circa 1,25 Euro je Liter am 1. Januar bis
knapp unter 90 Cent im Mai und Juni", sagt Oliver Klapschus vom Vergleichsportal
Heizoel24. Seit Mitte Juli stiegen die Preise jedoch wieder. Der aktuelle
Literpreis betrage im bundesdeutschen Durchschnitt etwa 1,15 Euro.

Klapschus rechnet damit, dass die aktuelle Marktphase noch eine Weile
anhält. "Heizölinteressenten, die auf bessere Zeiten warten, müssen einen langen
Atem haben." Im neuen Jahr winke möglicherweise Entlastung: "Global gesehen ist
das erste Quartal das mit der geringsten Ölnachfrage, und die Weltmarktpreise
geben hier häufig nach." Eine Bevorratung im September oder Oktober im
unmittelbaren Vorfeld der Heizperiode sei dagegen fast immer ungünstig.

Dennoch: "Der September ist generell einer der absatzstärksten Heizöl-Monate im Kalender - das gilt auch 2023." Klapschus geht davon aus, dass sich die
Bevorratungssaison bis weit in den Herbst ziehen wird. "Trotz der Tatsache, dass
bereits im ersten Halbjahr viele Verbraucher aktiv waren, ist der Bedarf
insgesamt noch groß."/tob/DP/mis

--- Von Helge Toben, dpa ---
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
RWE AG INH O.N. 703712 Xetra 34,840 27.05.24 10:08:03 +0,690 +2,02% 34,830 34,850 34,140 34,150
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