13.05.2024 16:11:07 - dpa-AFX: AUSBLICK: Merck hofft nach Post-Corona-Loch auf Besserung - Wachstum in Sicht

DARMSTADT (dpa-AFX) - Der Pharma- und Chemiekonzern Merck
legt an diesem Mittwoch (15. Mai) seine Zahlen für das erste Quartal vor. Nach
einer unerwartet langen Nachfrageflaute, die auf den Boom in der Corona-Zeit
folgte, hofft der im Dax notierte Konzern wieder auf einen
besseren Lauf.

DAS ERWARTET DAS UNTERNEHMEN:

Im laufenden Jahr sollen der Umsatz und das um Sondereffekte bereinigte
Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) aus eigener
Kraft wieder leicht wachsen. Das Management rechnet abermals damit, dass
negative Wechselkurseffekte den Zuwachs schmälern. Mit Blick auf 2023 hatte
Konzernchefin Belén Garijo noch von einem Übergangsjahr gesprochen. Merck
kämpfte mit einem Nachfrageeinbruch im Laborgeschäft, das in der Corona-Pandemie
dank der großen Nachfrage von Impfstoffherstellern floriert hatte.

Zuletzt bauten viele Kunden ihre Lagerbestände aus der Zeit der Pandemie ab. Der Konzern strich Stellen in der Pharmasparte, in der auch Studien mit
wichtigen Hoffnungsträgern gefloppt waren. Zudem sollen bis Ende 2024 rund 550
Jobs in Zentralfunktionen wie IT, Einkauf, Personal und Recht wegfallen. Auch in
der Elektroniksparte wird Merck bis zu 230 Arbeitsplätze abbauen.

Mercks Laborsparte leidet unter der mangelnden Investitionsbereitschaft
ihrer Abnehmer. Damit ergeht es Merck ähnlich wie vielen anderen in der Branche.
Erst Ende April kritisierte der Verband der Chemischen Industrie strukturelle
Probleme am Standort Deutschland für die Pharmabranche, etwa überbordende
Bürokratie, Fachkräftemangel, zu hohe Energiekosten und bröckelnde
Infrastruktur. Die Bundesregierung hatte Ende 2023 eine neue Pharma-Strategie
für die Branche beschlossen, um Deutschland als Forschungs- und
Produktionsstandort wieder attraktiver zu machen. So sollen unter anderem
schnellere Zulassungsverfahren und unbürokratische Genehmigungen die
Arzneiforschung stärken.

Merck-Chefin Garijo glaubt offenbar an den Standort Deutschland: Ende April
legte der Konzern den Grundstein für ein neues Forschungszentrum, in das er mehr
als 300 Millionen Euro investiert. Das Forschungszentrum am Stammsitz Darmstadt
soll ab Anfang 2027 auf rund 18 000 Quadratmetern Platz für rund 550
Beschäftigte bieten. Der Neubau ist Teil eines Investitionsprogramms von Merck,
das rund 1,5 Milliarden Euro für den Standort bis 2025 umfasst. In Darmstadt
arbeiten rund 12 500 von Mercks weltweit mehr als 64 000 Beschäftigten.

Die gesamte deutsche Pharmaindustrie erwartet nach den jüngsten Umsatz- und
Produktionsrückgängen laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller wieder
bessere Zeiten. Die Branche dürfte nach dem Ende des Booms um Corona-Impfstoffe
bei der Produktion an die Jahre vor der Pandemie anknüpfen und sich von der
Flaute der deutschen Industrie abkoppeln.

Das Merck-Management hofft auf wieder anziehende Aufträge im Laborgeschäft.
Am Markt für Halbleitermaterialien soll es in diesem Jahr Stück für Stück wieder
aufwärtsgehen. In der Elektroniksparte erwartet die Konzernspitze einen
Wendepunkt jedoch erst Anfang des zweiten Halbjahres. Der Pharmasparte
attestierte Garijo trotz der jüngsten Forschungsflops gute Aussichten. Sie setzt
ihre Hoffnung besonders auf das Krebsmedikament Xevinapant, zu dem weit
vorangeschrittene Studien laufen. Daten werden noch für das zweite Quartal
erwartet. Analysten trauen dem Mittel zu, ein Kassenschlager mit einem
Milliarden-Umsatz zu werden.

DAS ERWARTEN DIE ANALYSTEN:

Branchenexperten rechnen für das erste Quartal mit einem schwächeren Umsatz
und Betriebsergebnis. Laut einer vom Unternehmen in Auftrag gegebenen Umfrage
erwarten die Analysten im Mittel einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro. Das wäre
etwas weniger als die 5,3 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Der Gewinn vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen und vor Sondereinflüssen (bereinigtes Ebitda)
soll knapp 1,4 Milliarden Euro betragen. Im ersten Quartal 2023 waren es noch
rund 1,6 Milliarden Euro.

Für das Gesamtjahr 2024 erwarten die Branchenexperten hingegen bessere
Kennzahlen: Der Umsatzerlös soll leicht steigen, und zwar von 21,0 auf 21,2
Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und
Sondereinflüssen soll bei rund 5,9 Milliarden Euro stagnieren. Für die nächsten
beiden Jahre sieht es viel besser aus: Bis 2026 rechnen die Analysten im
Vergleich zu 2024 mit einem weiteren Ergebnisanstieg um 22 Prozent auf 7,3
Milliarden Euro. Der Umsatz soll im selben Zeitraum um 12 Prozent auf dann 23,7
Milliarden Euro wachsen./lfi/stw/he
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
MERCK KGAA O.N. 659990 Frankfurt 169,850 23.05.24 15:24:43 +2,150 +1,28% 0,000 0,000 167,900 167,700

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