05.07.2024 19:13:47 - dpa-AFX: Frankreich: Rechtsnationale sacken in Wahlumfragen weiter ab

PARIS (dpa-AFX) - In neuen Wahlumfragen vor der entscheidenden Runde der
Parlamentswahl in Frankreich an diesem Sonntag sackt die in Führung liegende
rechtsnationale Partei von Marine Le Pen weiter ab. Eine Umfrage des Instituts
Ipsos sieht das Rassemblement National (RN) und seine Verbündeten nur noch bei
175 bis 205 Sitzen im Parlament. Für eine absolute Mehrheit wären 289 Sitze
nötig. Eine Umfrage des Instituts Harris Interactive sah die Rechtsnationalen
samt Verbündeten bei 185 bis 215 Sitzen.

Das neue Linksbündnis landet nach der Ipsos-Befragung mit 145 bis 175
Plätzen auf Platz zwei, gefolgt vom Präsidentenlager mit 118 bis 148 Sitzen auf
Rang drei. Der gemäßigte Flügel der bürgerlich-konservativen Républicains, der
sich der von Parteichef Éric Ciotti vereinbarten Kooperation mit dem RN nicht
anschloss, kommt auf 57 bis 67 Sitze.

Nach den Daten von Harris Interactive könnte das Linksbündnis auf 168 bis
198 Sitze kommen, vor dem Regierungslager mit 115 bis 145 Sitzen. Die gemäßigten
Républicains kommen nach dieser Befragung auf 32 bis 63 Sitze.

Mit diesen Umfragewerten ergäbe sich zumindest rechnerisch eine Aussicht auf eine relative Mehrheit für ein Lager oder Bündnis auch jenseits des
Rassemblement National. Zwar hatten die Linkspartei und das Präsidentenlager
eine Koalition vor der Wahl ausgeschlossen. Denkbar wäre allerdings nach den
Ipsos-Zahlen eine Zusammenarbeit des Mitte-Lagers von Präsident Emmanuel Macron
mit Sozialisten und Grünen. In einer Analyse stufte das Institut die Aussicht
auf ein Regierungsbündnis aber als gering ein.

Nach den Daten von Harris Interactive wäre es allerdings auch denkbar, dass
das neue Linksbündnis aus Grünen, Kommunisten, Sozialisten und Linkspartei das
RN übertrumpft und stärkste Kraft in der Nationalversammlung wird. Von einer
absoluten Mehrheit und einer Möglichkeit zum ungestörten Regieren wäre aber auch
das Linksbündnis weit entfernt.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte nach der Schlappe seiner
Mitte-Kräfte und dem haushohen Sieg der Rechtsnationalen bei der Europawahl
überraschend die Nationalversammlung aufgelöst und Neuwahlen angekündigt. Um
seinen eigenen Posten geht es dabei nicht./evs/DP/he

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