15.07.2024 21:56:09 - dpa-AFX: ROUNDUP: Trump wählt J.D. Vance als Vizepräsidentschaftskandidat aus

MILWAUKEE (dpa-AFX) - Der Republikaner Donald Trump hat den Senator J.D.
Vance als Vizekandidaten für die US-Präsidentschaftswahl im November auserkoren.
Das verkündete Trump am Rande des Parteitages der Republikaner in Milwaukee über
seine Online-Plattform Truth Social. Der 39 Jahre alte Vance sei am besten
geeignet, schrieb der frühere US-Präsident und aktuelle Präsidentschaftsbewerber
Trump. Vance werde sich im Wahlkampf unter anderem auf Arbeiter und Farmer in
umkämpften Bundesstaaten wie Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Ohio, Minnesota
konzentrieren.

Einst feierte Vance mit seinen Memoiren "Hillbilly-Elegie" Erfolge. Der
Bestseller gibt Einblick in eine Schicht, die 2016 den Wahlsieg Trumps mit
ermöglicht hat. Heute sitzt der 39 Jahre alte Autor für den Bundesstaat Ohio im
Senat. Auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar trat er als Sprachrohr
Trumps auf und forderte vor allem von Deutschland, mehr in seine Streitkräfte zu
investieren. In der breiten amerikanischen Öffentlichkeit dürfte er allerdings
nicht allzu bekannt sein.

Ankündigung am Rande des Parteitages

Die Ankündigung machte Trump kurz nachdem in Milwaukee im US-Bundesstaat
Wisconsin der Nominierungsparteitag der Republikaner begonnen hatte. Dort lief
während der Verkündung die Abstimmung, bei der die Delegierten Trump zum
offiziellen Kandidaten ihrer Partei für die Wahl im November küren.

Die Begleitumstände der Versammlung könnten dramatischer nicht sein. Trump
war am Samstag bei einem Wahlkampfauftritt im Bundesstaat Pennsylvania Ziel
eines Attentats geworden. Die Attacke mitten im Wahlkampf löste in den USA und
weltweit einen Schock aus.

Trump will den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden bei der Präsidentenwahl
Anfang November herausfordern. Biden tritt bei der Wahl erneut mit seiner
jetzigen Stellvertreterin Kamala Harris an, die allerdings wie er selbst mit
schlechten Beliebtheitswerten zu kämpfen hat. In den vergangenen Wochen geriet
Biden wegen seines Auftritts bei der TV-Debatte gegen Trump auch in den eigenen
Reihen schwer unter Druck. Parteikollegen haben Zweifel an seiner mentalen
Fitness und seiner Eignung für die Kandidatur.

Rätselraten über Monate

Trump wiederum hatte über Monate Spekulationen freien Lauf gelassen, wen er
als Vize an seine Seite holen würde. In der jüngeren US-Geschichte wurde der
Name meist kurz vor dem Nominierungsparteitag bekanntgegeben. Trump wartete, bis
die Versammlung bereits im Gange war, um seine Entscheidung publik zu machen.
Das ist eher unkonventionell.

Im Präsidentschaftswahlkampf 2016 hatte Trump auf Mike Pence gesetzt, der
besonders bei religiösen Wählern punkten sollte. Nach Trumps Wahlsieg stand
Pence damals vier Jahre lang treu hinter seinem Chef. Zum Bruch zwischen den
beiden kam es erst, als Pence sich nach Trumps Wahlniederlage gegen Biden bei
der Wahl 2020 weigerte, die formale Bestätigung des Wahlergebnisses im Kongress
zu torpedieren und seinem Chef so auf unrechtmäßige Weise zum Sieg zu verhelfen.
Pence trat zwischenzeitlich selbst als republikanischer Präsidentschaftsbewerber
an, schmiss jedoch früh im Rennen hin.

Vance im Scheinwerferlicht

Das Amt des Vizepräsidenten ist generell kein einfaches: Aufgabe des
Stellvertreters ist es, die Politik des Präsidenten anzupreisen und zu
vertreten, gleichzeitig eigene Akzente zu setzen, ohne aber dem Chef die Schau
zu stehlen, keine Patzer zu machen, ohne aber selbst zu sehr zu glänzen.
Insbesondere Trump teilt nicht gerne Ruhm und Aufmerksamkeit mit anderen.

In diesem Wahljahr richtet sich der Blick mehr denn je auf die jeweiligen
Vizekandidaten. Die beiden Kontrahenten für das Präsidentenamt, Trump und Biden,
sind beide in weit fortgeschrittenem Alter. Trump ist 78, Biden ist 81 und wäre
zum Start einer zweiten Amtszeit 82. Und der oder die Vize rückt laut
US-Verfassung auf das höchste Amt im Staat auf, falls der Präsident stirbt oder
anderweitig ausfällt.

Biden und Trump hatten sich bei den internen Vorwahlen ihrer Parteien
bereits früh die nötige Delegiertenzahl für die Nominierungsparteitage
gesichert, wo sie offiziell zu Präsidentschaftskandidaten gekürt werden sollen.
Der Nominierungsparteitag der Republikaner läuft noch bis Donnerstag. Die
Demokraten kommen erst im August in Chicago zu ihrer Parteiversammlung
zusammen./jac/DP/he

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