04.07.2024 17:11:24 - dpa-AFX: SPORT: 'Klinsi und Co. schuld am Rechtsruck'? Bundeszentrale löscht Video

BONN (dpa-AFX) - Die Bundeszentrale für politische Bildung hat ein Video
zurückgenommen, in dem von einem möglichen Zusammenhang zwischen der WM 2006 und
einem "Rechtsruck in Deutschland" die Rede ist. Der Beitrag war zeitweise auf
der Plattform Instagram zu sehen gewesen - am Donnerstag verschwand er
plötzlich. In vielen Kommentaren war zuvor heftige Kritik an dem Video und der
Bundeszentrale geäußert worden. Auch im Bundesinnenministerium stieß es nicht
auf Begeisterung. Die Bundeszentrale für politische Bildung bezeichnete die
Veröffentlichung des Videos im Nachhinein als Fehler.

In dem Clip fragte eine Sprecherin: "Sind Poldi, Klinsi und Co. schuld am
Rechtsruck in Deutschland?" Die Antwort gab sie kurz darauf: "Steile These, aber
da könnte schon was dran sein." Der Beitrag beschrieb anschließend, wie die
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland - bei der Jürgen Klinsmann
(Klinsi) Bundestrainer war und Lukas Podolski (Poldi) Nationalspieler - viele
Menschen in Schwarz-Rot-Gold hatte feiern lassen. "Party-Patriotismus" sei das
genannt worden.

"Die Veröffentlichung war ein Fehler"

Dann folgte in dem Video ein zeitlicher Sprung: Keine zehn Jahre später sei
die islam- und ausländerfeindliche Pegida-Bewegung mit Deutschland-Fahnen durch
Dresden gezogen, hieß es. "Und Pegida war erst der Anfang für die
Radikalisierung der Rechten in Deutschland", erklärte die Sprecherin. Die Frage,
ob man "Poldi, Klinsi und Co." dafür verantwortlich machen kann, läutete sie mit
den Worten ein: "Wenn man also edgy sein will, kann man schon mal fragen:..."
Edgy lässt sich mit "ausgefallen" übersetzen. Mehrere Medien berichteten über
das Video.

Der Sprecher der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bestätigte am
Donnerstagnachmittag, dass das Video "2006 - ein Sommermärchen für den
Nationalismus" gelöscht worden sei. Die Veröffentlichung sei ein Fehler gewesen.
"Das Video entspricht inhaltlich und in der Umsetzung nicht den
Qualitätsansprüchen der Bundeszentrale für politische Bildung", sagte er. Auch
die übrigen Videos aus der betroffenen Serie "Politik raus aus den Stadien"
würden nun aus dem Netz genommen und einer "kritischen Qualitätsprüfung"
unterzogen.

Die bpb hat nach eigenen Angaben die Aufgabe, das "Verständnis für
politische Sachverhalte zu fördern, das demokratische Bewusstsein zu festigen
und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit zu stärken". Sie gehört zum
Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums und hat ihren Hauptsitz in Bonn.

Verärgerung beim Bundesinnenministerium

Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums sagte auf Anfrage: "Produkte und
Bildungsmaßnahmen werden von der BpB entsprechend ihres originären Auftrages
eigenständig konzipiert und durchgeführt." Eine Freigabe durch das Ministerium
erfolge nicht. Insofern sei man über die inhaltliche Ausgestaltung dieses Videos
nicht informiert gewesen. Aus Ministeriumskreisen hieß es, die in dem Video
erwähnten Thesen würden im Bundesinnenministerium nicht geteilt. Es bestehe dort
eine "erhebliche Verärgerung über dieses peinliche Video". Die fachlich
zuständige Abteilung solle nun Mechanismen erarbeiten, damit sich eine solche
Publikation nicht wiederhole./idt/DP/jha

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