12.07.2024 21:33:50 - dpa-AFX: Bericht: Neue Forderung von Netanjahu bedroht Geisel-Deal

TEL AVIV/GAZA (dpa-AFX) - Eine neue Forderung des israelischen
Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu könnte einem Medienbericht zufolge die
diplomatischen Bemühungen um ein Geisel-Abkommen mit der islamistischen Hamas im
Gaza-Krieg zum Scheitern bringen. Der Regierungschef habe in Beratungen mit den
israelischen Verhandlern als weitere Bedingung für den Abschluss eines Abkommens
festgelegt, dass dieses Regelungen enthalten müsse, die eine Rückkehr
bewaffneter Kämpfer aus dem Süden in den Norden des Gazastreifens verhindern.

Das schrieb der gut informierte Journalist Barak Ravid im Nachrichtenportal
"walla.co.il" unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten israelischen
Teilnehmer der derzeit laufenden indirekten Verhandlungen, bei denen Ägypten,
Katar und die USA vermitteln. Mehrere Teilnehmer des Verhandlungsteams hätten
Vorbehalte gegen diese neue Forderung geäußert, teilte die Quelle mit. Sie sei
nicht durchführbar. Es sei nicht klar, warum Netanjahu sie erhoben habe.

Das Amt des Ministerpräsidenten wies in "walla.co.il" die Behauptung, wonach Netanjahu eine neue Forderung erhoben habe, als "grundsätzlich falsch" und
"grundlos" zurück. Kritiker unterstellen dem Ministerpräsidenten, an einer
Verhandlungslösung nicht interessiert zu sein. Netanjahu regiert in einer
Koalition mit ultra-religiösen und rechtsextremen Parteien, auf die er Rücksicht
nehmen muss.

Bei den schleppend verlaufenden Gesprächen, meist in Kairo oder in Doha,
geht es um den Austausch der verbleibenden israelischen Geiseln in der Gewalt
der Hamas gegen palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen und um
Wege zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gaza-Krieg.

Zuletzt war in Verhandlerkreisen vorsichtiger Optimismus aufgekommen, weil
die Hamas einige ihrer starren Positionen gelockert zu haben schien. Die
Berichte über Netanjahus mutmaßliche neue Forderung versetzten die Angehörigen
der Geiseln in Alarmstimmung. "Wir sind wegen dieses unverantwortlichen
Verhaltens entsetzt und schockiert", teilte das Forum der Geiselfamillien mit.
"Es könnte dazu führen, dass eine Gelegenheit verpasst wird, die vielleicht nie
wieder zurückkehrt."

Auslöser des Kriegs war das beispiellose Massaker, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Palästinenserorganisationen am 7. Oktober im Süden
Israels verübt hatten. Die Aggressoren hatten mehr als 1.200 Menschen getötet
und weitere 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt./gm/DP/he

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