26.06.2024 05:55:13 - dpa-AFX: ROUNDUP: USA warnen vor Krieg im Libanon - Die Nacht im Überblick

WASHINGTON/TEL AVIV (dpa-AFX) - Die USA haben vor einem Krieg zwischen
Israel und der mit dem Iran verbündeten Hisbollah-Miliz im Libanon gewarnt und
wollen eine nukleare Aufrüstung Teherans verhindern. "Die Provokationen der
Hisbollah drohen, das israelische und das libanesische Volk in einen Krieg zu
ziehen, den sie nicht wollen, und ein solcher Krieg wäre eine Katastrophe für
den Libanon", sagte Austin am Dienstag bei einem Treffen mit Israels
Verteidigungsminister Joav Galant in Washington.

Galant warnte eindringlich vor der atomaren Aufrüstung des Irans. "Die
größte Bedrohung für die Zukunft der Welt ist der Iran", sagte er. Die Zeit
laufe ab, das Land am Besitz von Atomwaffen zu hindern. "Wir stehen zusammen, um
sicherzustellen, dass Iran, der die Quelle von so viel Gewalt und Instabilität
in der Region ist, niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen kann",
versicherte Austin.

Die Hisbollah im Libanon gilt als bedeutendster Verbündeter des Irans, für
den Israel der Erzfeind ist. Er sei "äußerst besorgt" über die Zunahme der
Raketenangriffe der Hisbollah auf Israels Norden und die jüngste Zunahme der
Spannungen, sagte Austin. "Ein weiterer Krieg zwischen Israel und der Hisbollah
könnte sich leicht zu einem regionalen Krieg mit schrecklichen Folgen für den
Nahen Osten ausweiten", warnte der US-Verteidigungsminister. Diplomatie sei "bei
Weitem der beste Weg, um eine weitere Eskalation zu verhindern".

Kanada ruft Landsleute zum Verlassen des Libanons auf

Kanada rief angesichts der Sorgen vor einem Krieg seine Landsleute zum
Verlassen des Libanons auf. "Die Sicherheitslage im Libanon wird aufgrund der
andauernden und eskalierenden Gewalt zwischen der Hisbollah und Israel immer
instabiler und unberechenbarer und könnte sich ohne Vorwarnung weiter
verschlechtern", erklärte Außenministerin Mélanie Joly in einer Mitteilung. Es
sei "an der Zeit, abzureisen, solange noch kommerzielle Flüge verfügbar sind".
Seit Beginn des Gaza-Kriegs nach dem Massaker der mit der Hisbollah verbündeten
Hamas in Israel vor fast neun Monaten haben proiranische Gruppen wie auch der
Iran selbst Israel mit Raketen, Granaten und Drohnen angegriffen.

Galant erinnert Washington an Bedrohung durch Iran

"Jetzt ist es an der Zeit, die Verpflichtung der amerikanischen Regierungen
während der vergangenen Jahre umzusetzen - das Versprechen, den Iran am Besitz
von Atomwaffen zu hindern", sagte Israels Verteidigungsminister Galant. Der Iran
hat wiederholt bestritten, Atomwaffen entwickeln zu wollen. Nachdem Israels
Regierungschef Benjamin Netanjahu die US-Regierung kürzlich in einem Video wegen
einer zurückgehaltenen Waffenlieferung verbal angegriffen hatte, lobte Galant
bei seinem Treffen mit seinem US-Kollegen Austin die Zusammenarbeit bei der
Verteidigung Israels gegen den Iran "und seine Stellvertreter".

USA bemühen sich um diplomatische Lösung

Nach Informationen des US-Nachrichtenportals "Axios" vom Dienstag haben sich Israel und die verbündeten USA darauf verständigt, ein eigentlich vergangene
Woche geplantes Treffen unter Leitung der jeweiligen nationalen
Sicherheitsberater zum Krisen-Thema Iran voraussichtlich Mitte Juli in
Washington nachzuholen. Die USA bemühen sich um eine diplomatische Lösung des
Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah - bisher ohne Erfolg.

Israel will, dass sich die Miliz gemäß einer UN-Resolution hinter den 30
Kilometer von der Grenze entfernten Litani-Fluss zurückzieht. Notfalls sei
Israel auch zu einem größeren Militäreinsatz bereit, warnte Galant kürzlich. Man
müsse die Bereitschaft "für jedes mögliche Szenario besprechen", sagte er nun in
Washington. Laut dem US-Sender CNN versicherten ranghohe US-Repräsentanten
Mitgliedern einer israelischen Delegation, dass die USA Israel volle
Rückendeckung geben würden, sollte ein größerer Krieg mit der Hisbollah
ausbrechen.

Austin forderte unterdessen Galant auf, die Bemühungen zum Schutz der
palästinensischen Zivilbevölkerung und der humanitären Helfer im umkämpften
Gazastreifen zu verstärken. Israel befinde sich in einem harten Kampf gegen
"einen grausamen und unbarmherzigen Feind", aber man könne in einem urbanen
Krieg nur gewinnen, wenn man die Zivilbevölkerung schütze. "Daher muss Israel
weiterhin mehr für den Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung im
Gazastreifen tun, und das ist sowohl eine moralische Notwendigkeit als auch ein
strategisches Gebot", mahnte der US-Verteidigungsminister.

Israels Armee: Hamas beschießt Soldaten bei UN-Hilfskonvoi

Die Hamas hat israelischen Angaben zufolge ein Geschoss in Richtung
israelischer Soldaten im Gazastreifen gefeuert, die einen Hilfskonvoi der UN
sichern sollten. Die Einsatzkräfte hätten einen Transport des Kinderhilfswerks
Unicef koordiniert. Dieser sollte Kinder aus dem Norden des abgeriegelten
Küstengebiets mit ihren Angehörigen im Süden zusammenzubringen, teilten die
Armee sowie die für Palästinenserangelegenheiten zuständige israelische Behörde
Cogat am Dienstagabend mit. Verletzt wurde demnach niemand. Die Hamas nutze
Versuche des Militärs, humanitäre Hilfe zu leisten, aus, so die Armee. Die
Islamistenorganisation gefährde damit das Leben der Zivilbevölkerung, hieß es.
Die Angaben des israelischen Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig
überprüfen.

Die Gefahr für humanitäre Helfer im Gazastreifen wird den Vereinten Nationen zufolge immer untragbarer. "Es gibt Risiken, die inakzeptabel sind", sagte
Sprecher Stéphane Dujarric am Dienstag in New York. Er bestätigte, dass die UN
vergangene Woche einen Brief an die israelischen Behörden schickten, der dieser
Sorge Ausdruck verleihe. Trotz der Zunahme von Hilfslieferungen in den Norden
Gazas besteht nach Ansicht international anerkannter Experten noch immer ein
hohes Risiko einer Hungersnot in dem abgeriegelten Küstengebiet.

Israelisches Militär meldet Tötung von "bedeutendem" Islamisten-Mitglied

Das israelische Militär teilte unterdessen am Dienstagabend mit, ein
"bedeutendes" Mitglied der Terrororganisation Islamischer Dschihad bei einem
Luftangriff im Gazastreifen getötet zu haben. Der Mann habe das Raketenarsenal
der Organisation entwickelt, hieß es. Terroristen der islamistischen Hamas und
anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres in
Israel im Grenzgebiet zum Gazastreifen das schlimmste Massaker in der Geschichte
des jüdischen Staates verübt. Dabei töteten sie mehr als 1200 Menschen und
verschleppten mehr als 250 weitere nach Gaza. Der Terrorüberfall war Auslöser
des Krieges./ln/DP/zb

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