02.07.2024 15:17:38 - dpa-AFX: ROUNDUP: Jeder Fünfte lebt in Deutschland allein

WIESBADEN (dpa-AFX) - Jeder Fünfte lebt nach einer Statistik hierzulande
allein - das sind anteilig deutlich mehr Menschen als in den meisten anderen
Staaten der Europäischen Union. Den Anteil an Alleinlebenden in Deutschland gab
das Statistische Bundesamt für das vergangene Jahr mit 20,3 Prozent an, im
EU-Durchschnitt waren es 16,1 Prozent. Nur in den fünf nord- beziehungsweise
nordosteuropäischen Staaten Finnland, Litauen, Schweden, Dänemark und Estland
waren die Zahlen den Angaben zufolge höher.

Der Anteil betrug der europäischen Statistikbehörde Eurostat zufolge in den
fünf Staaten zwischen 25,8 Prozent (Finnland) und 21,5 Prozent (Estland). Die
wenigsten Alleinlebenden erfasste die Statistik anteilig in der Slowakei mit 3,8
Prozent, auf Zypern mit 8,0 Prozent und in Irland mit 8,3 Prozent.

Die Zahlen stiegen zuletzt teilweise deutlich. Bulgarien verzeichnete
zwischen 2013 und 2023 ein Plus von 9,3 Prozentpunkten auf 17,8 Prozent
Alleinlebende und damit den EU-weit größten Zuwachs. Nur die Slowakei zählte mit
einem Minus von 4,3 Prozentpunkten auf 8,1 Prozent anteilig weniger Menschen,
die allein lebten.

Anteil bei älteren Menschen höher

Ältere Menschen leben besonders häufig allein: Dies war vergangenes Jahr bei den mindestens 65-Jährigen fast doppelt so häufig der Fall wie beim Durchschnitt
der Bevölkerung. In der EU betraf dies 31,6 Prozent der Menschen ab 65 Jahren,
in Deutschland 34,6 Prozent, wie das Bundesamt mitteilte.

Die Anteile schwanken beträchtlich: In Litauen lebte gut die Hälfte aller
mindestens 65-Jährigen allein, mit 51,0 Prozent war der Anteil hier am höchsten.
Am niedrigsten war er in der Slowakei, wo 2023 lediglich 11,6 Prozent der
Menschen ab 65 Jahren allein lebten.

Frauen lebten auch aufgrund ihrer höheren Lebenserwartung in fast allen
EU-Staaten häufiger allein als Männer. Ihr Anteil betrug 2023 im Schnitt 54,7
Prozent.

Alleinlebende sind in der Statistik Menschen, die in einem
Einpersonenhaushalt leben. Gezählt werden Menschen in privaten
Hauptwohnsitzhaushalten. Menschen in Gemeinschaftsunterkünften oder
Einrichtungen wie beispielsweise Alten- oder Pflegeheimen werden nicht erfasst.

Einsamkeit nimmt zu

Allein leben heißt nicht zwangsläufig, gleichzeitig einsam zu sein - dennoch gibt es in vielen Fällen einen Zusammenhang. Gefühle der Einsamkeit nehmen laut
Studien in Deutschland zu. Grund ist auch die Corona-Pandemie, die besonders
junge Menschen einsamer machte. Dem Einsamkeitsbarometer der Bundesregierung
zufolge sind neben Alleinerziehenden und Migranten zudem Menschen hohen Alters
besonders betroffen.

Verbände fordern hier konkrete Schritte der Politik. Als einen Grund für die hohe Zahl von Alleinlebenden verwies der Sozialverband Deutschland auf die
demografische Entwicklung mit einer älter werdenden Bevölkerung. Auch Ausbildung
und Karriereorientierung führten zu längeren Phasen des Alleinlebens. "Das ist
nicht per se etwas Negatives. Dennoch beobachten wir mit Sorge, dass immer mehr
Menschen von Einsamkeit betroffen sind", erklärte die Vorstandsvorsitzende des
Verbands, Michaela Engelmeier.

Erhöht sei das Risiko insbesondere bei Menschen im Alter über 75 Jahren.
"Wirksame Maßnahmen gegen Einsamkeit erfordern zusätzliche Investitionen in
Personal und Strukturen öffentlicher Begegnungsstätten", forderte Engelmeier.
Außerdem müsse die Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf verbessert
werden, damit Angehörige sich überhaupt der Pflege widmen könnten./isa/DP/jha

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