10.07.2024 06:35:01 - dpa-AFX: ROUNDUP: Erneut Tote bei Kämpfen im Gazastreifen

GAZA (dpa-AFX) - Während im Gaza-Krieg die indirekten Verhandlungen über
eine Waffenruhe und Freilassung von Geiseln in die nächste Runde gehen, dauert
das Blutvergießen in dem abgeriegelten Küstengebiet an. Israels Militär
untersucht Medien zufolge Berichte, wonach Dutzende Zivilisten bei einem
Luftangriff in Chan Junis im Süden getötet wurden. Nach Angaben des israelischen
Militärs sei das Ziel ein Hamas-Terrorist gewesen, der an dem Massaker vom 7.
Oktober in Israel beteiligt gewesen sein soll, schrieb die "Times of Israel".

Nach Darstellung der von der islamistischen Hamas kontrollierten
Gesundheitsbehörde im Gazastreifen griff die israelische Armee eine Schule in
Chan Junis an. Mindestens 25 Menschen - nach anderen Angaben 29 - seien dabei
getötet worden. Der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zufolge hielten
sich in dem Schulgebäude Vertriebene auf. Etliche seien verletzt worden. Keine
dieser Angaben ließ sich zunächst unabhängig überprüfen.

Nach Angaben des israelischen Militärs feuerte ein Kampfjet bei dem Angriff
auf den Hamas-Terroristen "Präzisionsmunition" ab, wie die "Times of Israel" und
die israelische Zeitung "Haaretz" berichteten. Der Zielort des Angriffs habe in
der Nähe der Schule im Osten von Chan Junis gelegen. Das Militär habe in der
vergangenen Woche zur Evakuierung des Gebiets aufgerufen, hieß es weiter. In
sozialen Medien verbreitete Aufnahmen sollen zeigen, wie blutende Verletzte in
einem Krankenhaus behandelt werden. Auch Kinder sind zu sehen.

Verhandlungen gehen in die nächste Runde

Unterdessen sollen die indirekten Verhandlungen über eine Waffenruhe und
Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas im Tausch gegen palästinensische
Häftlinge in israelischen Gefängnissen heute in Doha weitergehen, nachdem zuvor
Gespräche in Kairo stattgefunden hatten. Ägyptische Berichte über bedeutende
Fortschritte seien verfrüht, zitierte der israelische Sender Channel 12 eine
ranghohe israelische Quelle. Es seien "schwierige und komplexe" Verhandlungen.
Es gebe aber Anstrengungen, um einen Durchbruch zu erzielen.

Israels Delegation reise unter Leitung des Chefs des Auslandsgeheimdienstes
Mossad, David Barnea, des Chefs des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet, Ronen Bar
sowie des Chefunterhändlers des Militärs, Nitzan Alon, an, berichteten
israelische Medien. Sie wollten in der katarischen Hauptstadt CIA-Chef Bill
Burns, den ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel und Katars
Ministerpräsidenten und Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani treffen.
Die USA, Ägypten und Katar vermitteln zwischen Israel und der Hamas.

Auslöser des Gaza-Krieges war das beispiellose Massaker mit mehr als 1.200
Toten, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7.
Oktober 2023 in Israel verübt hatten. Laut der von der Hamas kontrollierten
Gesundheitsbehörde wurden seit Kriegsbeginn mehr als 38.200 Menschen in Gaza
getötet. Die Zahl, die nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten unterscheidet,
lässt sich derzeit nicht unabhängig verifizieren. Israels Armee greift eigenen
Angaben zufolge weiterhin Ziele in mehreren Gebieten an.

So sind die israelischen Streitkräfte seit einigen Tagen auch wieder in der
schwer verwüsteten Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets im Einsatz. Soldaten
"lieferten sich Nahkämpfe mit Terrorzellen und eliminierten mehr als 150
Terroristen", erklärte das Militär. Laut der palästinensischen
Nachrichtenagentur Wafa kamen bei einem Angriff auf ein Gebäude der Stadt sechs
Menschen ums Leben. Ein Kleinkind sei lebend geborgen worden. Die Angaben beider
Kriegsparteien ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Israels Armee hatte zuvor mitgeteilt, in der Stadt Gaza gegen Kämpfer der
Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads (PIJ) vorzugehen. Bei
ihrem jüngsten Einsatz im Ortsteil Schedschaija, der als Hochburg der Hamas
gilt, seien sechs kilometerlange Tunnel sowie mit Sprengfallen versehene Gebäude
zerstört worden, hieß es. In einigen der verzweigten unterirdischen Systeme
seien Kontroll- und Kommandozentren eingerichtet gewesen. Israels Militär sieht
Hinweise, dass die Hamas dort erneut versucht, Fuß zu fassen.

Israels Armee: Keine Evakuierung von Kliniken in Kampfgebieten

Israels Militär bestritt Berichte der palästinensischen Nachrichtenagentur
Wafa, die Armee habe Mediziner des Al-Ahli-Krankenhauses in der Stadt Gaza
gezwungen, die Klinik zu schließen. Zwar seien Zivilisten als Vorsichtsmaßnahme
aufgefordert worden, die Kampfgebiete zu verlassen. Der Aufruf habe aber nicht
für Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen gegolten. Die Armee habe
Vertreter des palästinensischen Gesundheitssystems darüber informiert, dass es
nicht nötig sei, Kliniken zu evakuieren.

Unterdessen geht auch der gewaltsame Konflikt zwischen Israel und der
libanesischen Hisbollah-Miliz weiter. Nach einem tödlichen Raketenangriff auf
die nördlichen Golanhöhen beschoss Israels Luftwaffe nach eigenen Angaben
Stellungen der proiranischen Miliz im Südlibanon. Wie die israelische Armee am
Abend mitteilte, sei das Gebiet getroffen worden, von wo die Raketen abgefeuert
worden sein sollen. Bei dem Angriff der Hisbollah auf die Golanhöhen waren
israelischen Polizeiangaben zufolge zwei Menschen getötet worden.

Erneut Tote im Libanon-Konflikt

Die Opfer sind laut Medien Zivilisten. Die Hisbollah hatte den Angriff am
Dienstagabend für sich reklamiert. Man habe als Antwort auf eine israelische
Attacke Dutzende Raketen auf eine Militärbasis abgefeuert. Stunden zuvor hatte
ein mutmaßlich israelischer Drohnenangriff auf ein Auto in Syrien nahe der
Grenze zum Libanon einen früheren Leibwächter von Hisbollah-Chef Hassan
Nasrallah getötet. Israel und die vom Iran unterstützte Hisbollah liefern sich
seit Beginn des Gaza-Krieges nahezu täglich Gefechte. Zuletzt nahm deren
Intensität deutlich zu. Auf beiden Seiten gab es Tote. Es wird befürchtet, dass
sich der Konflikt ausweiten könnte. Die Hisbollah gibt vor, "aus Solidarität"
mit der Hamas zu handeln./ln/DP/zb

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