27.06.2024 05:23:49 - dpa-AFX: DWD: Klimawandel machte Hochwasser in Süddeutschland wahrscheinlicher

POTSDAM/MÜNCHEN/STUTTGART (dpa-AFX) - Die Wahrscheinlichkeit für derart
starke Niederschläge wie Ende Mai und Anfang Juni in Süddeutschland ist einer
Analyse zufolge im Zuge der Klimakrise bereits deutlich gestiegen. Statt wie
einst im Mittel etwa alle 42 Jahre sei in der Region aktuell etwa alle 30 Jahre
mit derartigen Niederschlägen zu rechnen, teilte das Regionale Klimabüro Potsdam
des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit.

Bei einer global zwei Grad wärmeren Zukunft sei zu erwarten, dass sich
vergleichbare Ereignisse in der Gegend im Mittel alle 23 bis 25 Jahre ereignen
werden. Die rechnerischen Unsicherheiten bei diesen Angaben seien allerdings
recht groß.

Starke Niederschläge hatten zwischen dem 30. Mai und dem 3. Juni zu
Sturzfluten und Überschwemmungen in Süddeutschland geführt. In Bayern und
Baden-Württemberg wurden lokal Rekord-Regenfälle gemessen, besonders betroffen
waren dem DWD zufolge die Einzugsgebiete von Donau und Neckar.

Blick zurück für einen Vergleich

Die Wissenschaftler des Wetterdienstes konzentrierten sich bei ihrer
sogenannten Attributionsstudie auf die Einzugsgebiete der Flüsse Neckar und
Donau, in denen die stärksten Niederschläge gemessen wurden. Die Auswertung
ergab, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches oder ein
stärkeres Niederschlagsereignis auftritt, um etwa den Faktor 1,4 (Spanne von 0,8
bis 4,4) erhöht hat.

Ein solches Ereignis könne heute also merklich häufiger auftreten als in
einem 1,2 Grad kühleren Klima, wie es um das Jahr 1900 herum herrschte. Erhöht
habe sich nach den Berechnungen wahrscheinlich auch die Intensität eines solchen
Niederschlagsereignisses in dieser Region - um etwa vier Prozent. "Ein solches
Ereignis bringt somit heute vier Millimeter (Liter pro Quadratmeter) mehr
Niederschlag als in einem 1,2 Grad kühleren Klima", hieß es.

In warme Luft passt mehr Wasser

Steigende Temperaturen könnten prinzipiell zu einer Intensivierung von
Niederschlägen führen, wird in der Studie erläutert. Das Aufnahmevermögen der
Luft für Wasserdampf nehme bei steigender Temperatur zu. "Dieses erhöhte
Aufnahmevermögen führt zusammen mit einer stärkeren Verdunstung über den
wärmeren Meeresoberflächen zu mehr Feuchtigkeitsaufnahme in der Luft über dem
Meer." Zögen diese Luftmassen dann über die Kontinente, könne potenziell mehr
Wasser abregnen. "Durch den Klimawandel nimmt das Potenzial für
Starkniederschläge daher grundsätzlich zu."

Für eine Attributionsstudie werden meteorologische Daten aus den
zurückliegenden Jahrzehnten und Klimasimulationen statistisch ausgewertet.
Anfang des Monats hatte das Forschungskonsortium Climameter bereits eine
ähnliche Analyse zum Geschehen in Süddeutschland vorgelegt. Demnach fiel der
Starkregen, der die Überschwemmungen verursachte, bis zu 10 Prozent stärker aus
als ohne menschengemachte Erwärmung.

Selbst scheinbar geringe Mengen an verstärkten Niederschlägen können
unverhältnismäßig große Auswirkungen haben, wie das Konsortium erklärte. Das
Ahrtal-Hochwasser von 2021 zum Beispiel sei durch den Klimawandel um 3 bis 19
Prozent verstärkt worden./kll/DP/zb

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