21.06.2024 15:06:36 - dpa-AFX: Expertenrat warnt vor Verzögerung bei Wasserstoff-Ausbau

BERLIN/ESSEN (dpa-AFX) - Der Nationale Wasserstoffrat dringt auf einen
schnelleren Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Vier Jahre nach
der Formulierung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) stocke der
Wasserstoffhochlauf, hieß es in einer am Freitag beschlossenen Stellungnahme.
Der Standort laufe Gefahr, im internationalen Vergleich den Anschluss zu
verlieren. "Ohne wirksame Maßnahmen drohen die in der NWS verankerten Ziele
verfehlt zu werden - trotz der (...) in jüngster Zeit angestoßenen Projekte und
Initiativen." Die Stellungnahme richtet sich vor allem an politische
Entscheidungsträger aller Ebenen.

Zwar gebe es viele Bekenntnisse zu Wasserstoff als wichtige Säule zur
Dekarbonisierung der Wirtschaft. "Allerdings klafft eine immer größere Lücke
zwischen dem politisch definierten Ambitionsniveau auf nationaler und
europäischer Ebene und dessen praktischer Umsetzung." Diese Lücke spiegele sich
unter anderem in der Differenz zwischen geplanten Wasserstoffprojekten und
finalen Investitionsentscheidungen wider. "So liegt die geplante
Wasserstoff-Erzeugungsleistung im Jahr 2030 bei über 10 Gigawatt, eine
Investitionsentscheidung liegt jedoch nur bei Projekten mit insgesamt 0,3 GW
vor."

Verlässliche Rahmenbedingungen angemahnt

In energieintensiven Unternehmen wachse die Unsicherheit, ob Wasserstoff und Wasserstoffverbindungen in ausreichenden Mengen und zu geeigneten Konditionen
verfügbar sein werden, so der Wasserstoffrat. "Schaffen wir jetzt keine
verlässlichen Rahmenbedingungen und einen schnellen Aufbau und Hochlauf der
Wasserstoffwirtschaft, droht eine Verlagerung von Wertschöpfungsketten ins
Ausland - mit entsprechenden Verlusten von Arbeitsplätzen und Einbußen bei der
Wettbewerbsfähigkeit vieler weiterhin auf gasförmige Energieträger angewiesene
Wirtschaftszweige", hieß es weiter.

"Die Deindustrialisierung ist keineswegs eine Drohkulisse - sondern eine
reale Gefahr", sagte die Vorsitzende des Wasserstoffrats, Katherina Reiche. "Nur
mit Wasserstoff können wir Wertschöpfungsketten stärken, Schlüsselindustrien in
Deutschland halten und unsere Klimaschutzziele erreichen."

Rat für flankierende Fördermaßnahmen und zeitnahe Importstrategie

Der Rat forderte unter anderem flankierende Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand sowie staatliche Bürgschaften. Ohne solche Maßnahmen könne die Kostenlücke
für Wasserstoff im Wettbewerb zu den heutigen fossilen Energieträgern nicht
geschlossen werden. "Diese Instrumente sind zentral, um die unterschiedlichen
Risiko- und Wirtschaftlichkeits-Erwartungen sowie die Finanzierungsbedingungen
von Wasserstoffproduzenten und -abnehmern auszugleichen." Dringlich sei auch
eine zeitnahe Veröffentlichung der angekündigten Importstrategie der
Bundesregierung.

Dem von der Bundesregierung berufenen Wasserstoffrat gehören 26 Expertinnen
und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an. Das Gremium
berät den Staatssekretärsausschuss für Wasserstoff bei der Umsetzung der
Nationalen Wasserstoffstrategie. Vorsitzende ist die Chefin des zum
Energiekonzern Eon gehörenden Energiedienstleisters Westenergie,
Katherina Reiche. Von 1998 bis 2015 hatte sie für die CDU im Bundestag
gesessen./tob/DP/jha
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