05.06.2024 05:15:02 - dpa-AFX: WDH: Flatexdegiro-Aktionäre watschen Niehage und Korbmacher ab

(Wiederholung vom Vorabend)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktionäre von Flatexdegiro haben
der langjährigen Führungsriege des Online-Brokers eine deutliche Klatsche
verpasst. Auf der Online-Hauptversammlung verweigerten die Anteilseigner dem
abgetretenen Vorstandschef Frank Niehage, dem früheren Vize-Chef Muhamad
Chahrour und Aufsichtsratschef Martin Korbmacher am Dienstag die Entlastung.
Korbmacher entging jedoch seiner Abberufung aus dem Kontrollgremium, die
Großaktionär Bernd Förtsch beantragt hatte.

Zwar waren fast zwei Drittel der Aktionärsstimmen für diesen Antrag. Es wäre jedoch eine Mehrheit von drei Vierteln nötig gewesen, damit Korbmacher hätte
abtreten müssen.

Unterdessen wählten die Aktionäre Förtsch als neues Mitglied in den
Aufsichtsrat. Den Platz hatte Herbert Seuling freigemacht, der auch Förtschs
Gesellschaft Heliad angehört. Förtsch hatte den Vorläufer von Flatexdegiro 1999
gegründet. Heute hält er direkt und indirekt gut 19 Prozent der Anteile des
Unternehmens, das im Kleinwerte-Index SDax gelistet ist.

Die Nichtentlastung durch die Anteilseigner hat für Korbmacher, Niehage und
Chahrour keine direkten Folgen. Sie gilt jedoch als Ausdruck des Misstrauens.
Die Aktionäre lehnten auch den Vergütungsbericht und das Vergütungssystem für
den Vorstand ab, die Flatexdegiro ihnen zur Abstimmung vorgelegt hatte.

Förtsch hatte die Führungsriege des Unternehmens seit März harsch
kritisiert. In einem Interview und einem langen Brief ging es um eine
Sonderprüfung der Finanzaufsicht Bafin, die Kommunikation des Unternehmens mit
den Finanzmärkten, das laufende Geschäft und die Entwicklung des Aktienkurses.

Niehage war daraufhin im April von seinem Posten zurückgetreten. Chahrour
hatte das Unternehmen schon im vergangenen Jahr verlassen, nachdem er kurz zuvor
zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden befördert worden war.

Derzeit läuft die Suche nach einem neuen Vorstandschef. Laut Korbmacher
kommt das Unternehmen damit voran und will internen Kandidaten den Vorzug geben.
Der Aufsichtsrat gehe davon aus, zeitnah eine Auswahl zu treffen und dann in den
Austausch mit den Aufsichtsbehörden zu gehen, sagte Korbmacher.

Aktionärsvertreter kritisierten das Unternehmen auf der Hauptversammlung,
die Veranstaltung erneut nur virtuell statt in Präsenz durchzuführen. "Sie
verweigern uns Aktionären mit dieser Form, uns zu versammeln und uns nicht nur
mit Ihnen, sondern uns auch untereinander auszutauschen", sagte Christiane Hölz
von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Zudem werfe der
Vergütungsbericht von Flatexdegiro "mehr Fragen auf, als er Antworten liefert".

Sie und Christian Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger
bemängelten zudem die fehlende Dividendenpolitik des Online-Brokers. Zwar
schüttet das Unternehmen für 2023 erstmals Geld an seine Anteilseigner aus, doch
handelt es sich dabei nur um die gesetzliche Mindestdividende von 4 Cent je
Aktie.

Retkowski wünscht sich hingegen, dass Flatexdegiro wie viele andere
Unternehmen regelmäßig einen bestimmten Prozentsatz des Gewinns als Dividende
auszahlt. Flatexdegiro will nun allerdings Geld für den Rückkauf eigener Aktien
ausgeben. Die Aktionäre machten mit einem Beschluss den Weg dafür frei.

Kritik gab es auch am laufenden Geschäft des Unternehmens, dem die
Begeisterung vieler Anleger für den Aktienhandel während der Corona-Krise einen
Boom beschert hatte. Schon Großaktionär Förtsch hatte jüngst bemängelt, dass
Flatexdegiro den Aufschwung der Kryptowährungen verschlafen habe.

DSW-Vertreterin Hölz kann sich nach eigener Aussage bei Flatexdegiro nicht
an wesentliche Innovationen in den vergangenen Jahren erinnern und verwies auf
den Konkurrenten Trade Republic, der jetzt mit einem verzinsten Girokonto für
seine Kunden an den Start geht./stw/men
Name WKN Börse Kurs Datum/Zeit Diff. Diff. % Geld Brief Erster Schluss
FLATEXDEGIRO AG NA O.N. FTG111 Xetra 13,190 25.06.24 17:43:19 -0,330 -2,44% 0,000 0,000 13,430 13,190

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