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Welche Arten von Optionsscheine gibt es?

Neben den Standard-Optionsscheinen, die von den Experten als Plain Vanilla Optionsscheine bezeichnet werden, gibt es zahlreiche Optionsscheinvarianten. Mit diesen exotischen Optionsscheinen ist der Anleger in der Lage, einerseits auf bestimmte Marktsituationen wie beispielsweise Seitwärtsbewegungen reagieren zu können. Obwohl Anleger mit diesen Optionsschein-Varianten, gewünschte Chance/Risiko-Strukturen umzusetzen zu können, leiden die exotischen Optionsscheine eher unter einem Nischendasein. Einige exotische Optionsstrukturen nutzen die Emissionshäuser allerdings in strukturierten Produkten wie beispielsweise Anlage-Zertifikate.

Zu den bekanntesten exotischen Optionsscheinen gehören:

  • Bandbreiten-Optionsscheine (Range-Optionsscheine)
  • Hit-Optionsscheine (Digital-Optionsscheine)
  • Power-Optionsscheine
  • Barrier-Optionsscheine
  • Ladder-Optionsscheine
  • Quanto-Optionsscheine

Bandbreiten-Optionsscheine

In den letzten Monaten haben durch die Seitwärtsbewegung des deutschen Aktienmarkts vor allem Bandbreiten-Optionsscheine, auch als Range-Optionsscheine bezeichnet, eine Renaissance erlebt. Mit dieser Optionsschein-Variante können Anleger auch in einer Seitwärtsbewegung eines Marktes Geld verdienen. Die Emissionshäuser haben diese Bandbreiten-Optionsscheine vor allem auf Indizes oder Währungen begeben. Die häufigste Form sammelt in diesen Seitwärtsphasen Börsentag für Börsentag einen geringen Geldbetrag an. Der Anleger erwirbt über die Optionsscheine also ein Recht auf die Zahlung eines festgelegten Geldbetrags pro Börsentag, an dem sich die Notierung des Basiswerts während der Laufzeit innerhalb einer festen Handelszone bewegt. Die obere und die obere Begrenzung dieser Handelszone ist im Vorfeld festgelegt worden.

Es gibt zwei Formen dieser Bandbreiten-Optionsscheine. Bei der einen Form kommt es zur täglichen Gutschrift, wenn sich der Basiswert innerhalb der festgelegten Kursgrenzen bewegt. An den Börsentagen, an denen sich der Kurs des Basiswerts oberhalb oder unterhalb der Bereichgrenzen bewegt, geht der Anleger leer aus. Bei der zweiten Variante wird der tägliche Anrechnungsbetrag abgezogen, sobald die Notierung des Basiswerts die Begrenzungen der Handelszone über- oder unterschreitet.
Der Wert dieser Range-Warrants errechnet sich tatsächlich nicht anhand des täglichen Additionsbetrags, sondern mit einem abgezinsten Erwartungswert bezogen auf den bis zum Laufzeitende maximal zu erzielenden Gesamtbetrag. In Abhängigkeit von bereits angesammeltem Geldbetrag und der Laufzeit reduziert sich der Wert der Range-Warrants in der Nähe der Bereichsgrenzen. Hält sich der Kurs des Basiswerts etwa in der Mitte des Handelsbereichs auf, führen zurückgehende Erwartungen zu einem höheren Kurs. Denn die Anleger erwarten, dass die Wahrscheinlichkeit gesunken ist, dass der Basiswert die Barrieren des Bandbreiten-Optionsscheins verlässt.

Hit-Optionsscheine/Digital-Optionsscheine

Eine Variante der so genannten Digital-Optionsscheine sind die Hit-Optionsscheine. Digital-Optionsscheine haben nur zwei Auszahlungsmöglichkeiten: entweder null oder einen Festbetrag. Den Optionsscheinen mit dem europäischen Optionsrecht zahlt das Emissionshaus einen Festbetrag aus, wenn die Notierung des Basiswerts am Ausübungstag den Basiskurs überschreitet (Call) oder unterschreitet (Put). Bei den Digital-Optionsscheinen nach dem amerikanischen Optionsrecht, auch als Hit-Optionsscheine bekannt, kommt es zur Auszahlung, wenn zu irgendeinem Zeitpunkt während der Laufzeit der Basiskurs erreicht wird. Diese Form der Optionsscheine kommen einer Wette sehr nahe. Die Kursentwicklung richtet sich nicht nur nach der Entwicklung des Basispreises, sondern auch an der Erwartung der Anleger, mit welcher Wahrscheinlichkeit, die Notierung des Basiswerts den Basiskurs überschreitet oder unterschreitet.

Power-Optionsscheine

Die Form des Power-Optionsscheins wird heute nur noch selten angeboten. Dabei handelt es sich um eine Variante, bei der der Emittent am Ausübungstag die quadrierte positive Differenz zwischen dem Basiskurs und dem aktuellen Kurs des Basiswertes auszahlt. Sollte der Basiswert beim Power-Call allerdings am Ausübungstag unter dem Basiskurs notieren, so verfällt der Power-Schein wertlos. Gleiches ereignet sich beim Power-Put, wenn er über dem Basiskurs des Basiswerts notiert. Die Banken gaben Power-Optionsscheine fast ausschließlich auf Währungen oder Indizes heraus.
Besondere Kennzeichen dieser Optionsscheinvariante ist das europäische Optionsrecht, dass die Ausübungsmöglichkeit nur am Ausübungstag erlaubt. Es sind beim Power-Optionsschein auch keine unendlichen hohen Gewinne möglich. Diese Produkte sind mit einem Höchstbetrag (Cap oder auch Deckel) versehen. Der Anleger kann also nur bis zu einem festgelegten maximalen Betrag an der Kursentwicklung des Basiswertes mitmachen.

Barrier-Optionsscheine

Optionsscheine, bei denen durch das Erreichen eines festgelegten Schwellenkurses (Barriere) durch den Basiswert das Optionsscheinrecht aktiviert wird (Knock-in-Option) oder verfällt (Knock-out -Option) werden als Barrier-Optionsscheine bezeichnet. Die bekannteste Form ist sicherlich der Turbo-Optionsschein. Solange der Barrier-Schein die Knock-in- oder die Knock-out-Schwelle nicht erreicht, ist der innere Wert des Scheins vergleichbar mit dem eines Standard-Optionsscheins. Neben einem Total-Verlust-Risiko gibt es auch Produkt-Varianten, bei denen eine Rückzahlung vorgesehen ist. Sollte die Knock-out-Schwelle erreicht werden oder die Knock-in-Schwelle verfehlt, bezahlt das Emissionshaus dem Anleger einen zuvor festgelegten Betrag zurück.

Ladder-Optionsscheine

Aufgrund des erhöhten Sicherheitsbedürfnisses der Anleger haben Banken Anlage-Produkte entwickelt, bei denen einmal erzielte Gewinne erhalten bleiben. Grundlage dieser Anlage-Produkte sind Ladder-Optionsscheine. Erreicht der Basiswert vorher definierte Kursgrenzen wie die Sprossen einer Leiter, wird der bis dahin erzielte Innere Wert fixiert. Parallel dazu wird der Basiskurs dem dann erreichten Kursniveau angepasst. Bei einem Ladder-Kauf-Optionsschein sind die Anleger dann vor einem plötzlichen Kurseinbruch geschützt. Spekuliert der Anleger mit einem Ladder-Verkaufs-Optionsschein auf fallende Kurse, verhindert die Fixierung der Kursgrenzen einen Verlust bei einem plötzlichen Kursanstieg des Basiswerts. Häufig ist der maximal erreichbare Gewinn durch einen Höchstkurs (Cap) begrenzt. Ladder-Optionsscheine werden durch eine Reihe von Barrier-Optionen konstruiert. Durch den Einsatz in Garantie-Produkten sind ein defensives Produkt.

Quanto-Optionsscheine

Wird der Basiswert in einer anderen Währung als der Optionsschein notiert, gibt es so genannte Quanto-Optionsscheine (Quantity-Adjusting-Option), die den Einfluss der Währung ausschalten. Der Wechselkurs wird von den Emissionshäusern zu Beginn der Laufzeit des Optionsscheins fixiert. Der Anleger ist damit nicht nur vor dem Risiko einer fallenden Währung geschützt, sondern auch von der Chance einer steigenden Währung. Quanto-Konstruktionen finden sich besonders bei Optionsscheinen auf Rohstoffe wie Gold oder Platin, aber auch auf Indizes der Emerging Markets (Schwellenländer), deren Wertentwicklung häufig unter sehr schwankungsfreudigen Währungen leiden.
Die Währungsabsicherung ist allerdings nicht umsonst zu haben. Die Preise der Quanto-Optionsscheine sind daher etwas höher als die der Standard-Optionsscheine.

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